Wie oft muss und kann sich ein TATORT neu erfinden?
Es ist immer die Frage: Wie viel setzt man auf Bewährtes, wo muss etwas Neues her. Mit Ulrike Folkerts hat der SWF damals den weiblichen Kommissarinnen den Boden bereitet. Mit Eva Mattes haben wir eine psychologisch agierende Ermittlerin erfunden. Und nun haben wir die Chance genutzt, mit dem Wechsel von Bienzle ein neues Buddy-Team zu etablieren.
Wenn in Münster der Pathologe zu einer Art "Dr. House" mutiert, wird so etwas vorab von allen besprochen?
Wir haben alle zwei Monate regelmäßige Konferenzen, bei denen wir über solche neuen Entwicklungen diskutieren. Dort wurde zum Beispiel dann auch über den neuen verdeckten Ermittler Mehmet Kurtulus in Hamburg gesprochen.
"Wir können alles außer schwäbisch", könnte die neue Devise nach der Pensionierung von Bienzle lauten - während überall regionalisiert wird, geht der TATORT in die andere Richtung?
Es war klar, dass der Verzicht auf Dialekt ein Wagnis ist, schließlich handelt es sich dabei um ein großes Gut: Der TATORT will nach wie vor regional bleiben. Für die Abschaffung des Schwäbischen sind wir erstaunlich wenig geprügelt worden, die Resonanz auf das neue Stuttgarter Team war durchweg positiv. Wobei wichtige Nebenfiguren nach wie vor schwäbisch sprechen ? und das nicht in jener Form, über die sich Harald Schmidt einst so köstlich lustig gemacht hatte.
Gelten noch immer die ungeschriebenen Gesetze: Der Mord nach 10 Minuten, keine Rückblenden oder der Täter muss immer überführt werden?
Es gibt eine ungeschriebene Übereinkunft, wie ein TATORT funktioniert und was ihn auszeichnet. Dazu gehört tatsächlich, dass der Mord in den ersten zehn Minuten passiert. Oder dass wir das ?wer war der Täter?-Prinzip bevorzugen. Dabei sind Ausnahmen allerdings durchaus möglich. Bei ?Herz aus Eis? etwa zeigen wir den Mörder bei der Tat.
Während der "Derrick" in Dutzenden von anderen Ländern ermittelt, ist der TATORT kein unbedingter Export-Schlager - woran liegt das?
Der TATORT läuft auch in Frankreich oder Holland. Allerdings ist es ein Problem, dass die Kultreihe mit ihren 90 Minuten nicht in die international üblichen Standards passt. Ein ?Derrick? mit 60 Minuten hat es da viel einfacher.
Es gibt schon länger ein großes Bieten um die DVD-Rechte - wie ist der Stand der Dinge?
Wir möchten den TATORT nicht einfach auf dem DVD-Markt verscherbeln, deswegen ist das eine nicht ganz einfache Sache. Hinzu kommt, dass viele Folgen in den Dritten Programmen noch wiederholt werden. Das Problem wird derzeit noch intern geprüft, es wird in absehbarer Zeit sicher zu einer Entscheidung kommen.