Bürokratie vs. Kreativität?
Diejenigen ARD-Fernsehspielabteilungen, die eher auf konservative TATORT-Krimis setzen und der Meinung sind, man könne mit Experimenten den Klassiker TATORT "in Schutt und Asche" produzieren, dürften diese Quote positiv sehen. Betrüblich sehen das aber diejenigen TATORT-Macher, die sich mit experimentellen und grenzüberschreitenden Produktionen absetzen wollen vom "Krimi-Einerlei". Die sehen in der formalen Quote eher einen bürokratischen Akt, der zu Lasten von Mut, Kreativität und kunstvollem Filmemachen geht.
Wer bestimmt, was "grenzüberschreitend" ist?
Was jedoch genau als "grenzüberschreitend" gilt und wer das ARD-intern vorab prüft und genehmigen soll, bleibt unklar - offenbar selbst den Fernsehspielmachern. Genannt werden die "Kleine Gruppe", der TATORT-Koordinator und die Programmdirektion DasErste.
Fest steht: Alle ARD-Anstalten sind in der Entwicklung ihrer Fernsehspiel- und TATORT-Stoffe autark. Sie melden ihre Filme bei der Koordination Fernsehspiel an. Die TATORT-Koordination unter der nebenamtlichen Leitung von Jörg Schönenborn (WDR) nehme nur diese Anmeldungen von TATORT-Filmen entgegen, habe aber bei der inhaltlichen Entwicklung kein Mitsprachrecht.
Die TATORT- und Fernsehspielkoordination schlägt die Sendetermine für die Folgen der Programmdirektion DasErste vor und achtet darauf, thematisch ähnliche Plots, sog. "Dubletten", möglichst nicht zeitnah zu programmieren. Die "kleine Gruppe" des ARD-Fernsehspiels dagegen sichtet fertige Filme einige Monate vor Ausstrahlung. Sie empfiehlt der Programmdirektion einen Sendeplatz und beurteilt den Film, empfiehlt ggf., diesen nicht um 20.15 Uhr, sondern erst später zu senden. Mit Anmeldungen von Filmen hat sie in der Regel jedoch nichts zu tun.
Keine TATORTe mehr in Cinemascope?
Auch eine weitere ARD-interne Vorgabe sickerte durch: zukünftig soll kein TATORT mehr im Kinobreitwandformat Cinemascope gedreht werden. Hintergrund sollen u.a. massive Beschwerden von Zuschauern sein, die sich wiederholt über das nicht bildfüllende Format beschwert haben. Auch vertreten einige ARD-Verantwortliche den Standpunkt, das Format gehöre ins Kino und nicht ins Fernsehen. Und Filmkritiker bemängeln, dass die TATORT-Filme oft auch keine ästhetische Legitimation für die Formatwahl liefern.