Wie diese ard-interne Vorgabe umgesetzt wird, bleibt weiterhin unklar. Was als "grenzüberschreitend" oder "experimentell" gilt und wer das im Reigen der neun inhaltlich unabhänigen Fernsehspielabteilungen der ARD entscheiden und bestimmen soll, bleibt unklar - und spannend. Schönenborn erklärte diesbezüglich nur, dass man sich über diese "experimentellen" TATORTe ARD-intern frühzeitig abstimmen und die Filme sinnvoll im Ersten Programm platzieren werde".
Eine mit Fernsehspielen leitend in einem ARD-Sender befasste Person sagte gegenüber dem TATORT-FUNDUS, dass jetzt "Schluss mit lustig" sei. Womöglich habe derjenige Sender schlicht Pech, wenn der seinen experimentellen TATORT als drittes anmelde und die Quote von zwei Experimenten erschöpft sei.
Innovation und Austesten der Grenzen
Den Wert von Experimenten betonte auch WDR-Fernsehspielchef Prof. Gebhard Henke gegenüber der dpa: "Wir hätten sicherlich angesichts der über 1.000 Stücke nicht das Niveau halten können, wenn wir nicht Innovation und das Austesten der Grenzen ermöglicht hätten." Doch Henke rechtfertigt die Quote offenbar schon, in dem er deutlich macht: "Der klassische Ermittlerkrimi ist und bleibt die DNA des TATORTs".
Wer will die entführte Millionärin zurück?
In den letzten Jahren war die zunehmende Zahl experimenteller und "schräger" TATORTe von Zuschauern und Fans immer wieder kritisiert worden. Aus den TATORT-Redaktionen sei zu vernehmen, dass Zuschauer vor allem dann Sturm laufen, wenn ein Sonntagskrimi das Genre sprengt und die Erwartungen an einen klassischen, realitätstreuen Film mit Auflösung am Schluss nicht erfülle, so dpa. Die BILD-Zeitung hatte den Ton gegenüber unkonventionellen TATORTen in ihrer Berichterstattung immer wieder deutlich verschärft ("Die TATORT-Verarsche" anlässlich der Ausstrahlung von Wer bin ich?) und sich die "entführte Millionärin" als Synonym für den "klassischen Krimi" zurückgewünscht.
Nach der Ausstrahlung des Improvisations-TATORTs Babbeldasch sprach Programmdirektor Herres dann sein "Machtwort" und forderte indirekt die Fokussierung auf den Krimi im TATORT zurück.