Wie kann es sein, dass Sonnhild Böttger so plötzlich an den Folgen einer Diabetes-Erkrankung stirbt, von der praktisch niemand etwas wusste? Was ist das für ein dubioser Hausarzt, der über "sexuelle Konflikte" als Krankheitsursache philosophiert? Und was ist das für eine seltsame Sippe, die sich in kleinbäuerlicher Abgeschiedenheit dem modernen Leben mit seinen Handys und Computern grimmig verweigert? Und die auffällig bierernst von Blut, Boden und den Traditionen der Ahnen fabuliert, davon dass Land und Leute zusammengehören?
Hobbybauer Friedemann Berg, der den alten Hof des Großvaters bewirtschaftet, lässt sich lange einlullen von den Predigten seines Freundes aus Jugendtagen. Eine Lebensaufgabe sei es, heimische Arten zu schützen, "unbezahlbares Erbgut aus keltischer Zeit". Wunderbar fließend sind da die rhetorischen Übergänge von den Bäumen zu den Menschen gestrickt. Bis es auch dem naivsten Bio-Romantiker wie Schuppen von den Augen fällt. "Unser Artglaube macht uns zu Wehrbauern im Krieg gegen die Umvolkung, zu einem Bollwerk gegen den Volkstod", wettert der völkische Volkmar auf der Beerdigung seiner eigenen Tochter im dramatischen Fackelschein. "Zu einer Schutzmacht für deutsches Blut und deutschen Boden."