Speziell die Szenen des Gefangenentransports entwickeln einen beachtlichen Suspense. Der 34-jährige Regisseur Philip Koch, bekannt geworden mit dem Jugendknastdrama "Picco" (2010), lässt hier im Sinne eines existenzialistisch angehauchten Cop-Thrillers die Muskeln spielen. Die Filmmusik dröhnt unheilvoll. Und doch beraubt sich der Film der Autoren Holger Joos und Erol Yesilkaya einer produktiven Leerstelle: Gerhard Liebmann ist als Psychokiller ein maliziöses Abziehbild ohne Tiefenschärfe. Noch dazu ein biederer Museumswärter mit Halbglatze und Zahlentick, der verblüffenderweise gestandene bayrische Kriminalbeamte überwältigen kann.
So entlädt sich die mit Händen greifbare Melancholie, die den Vorgängerfilm ausgezeichnet hatte, in wilder Action, handlungslogischen Schwächen und etwas aufgesetzt artikulierter Seelenpein. Überhaupt: "Vorgängerfilm"! Dass man davon sprechen muss im Zusammenhang mit dem TATORT, ist kein so günstiges Zeichen. Die reflexhafte Masche, Erfolgsfilme bis zum Erbrechen fortzusetzen, legt dieser Tage das Hollywoodkino zu beträchtlichen Teilen künstlerisch lahm. Beim TATORT, der seit jeher die Kraft aus dem Einzelstück zieht, sollten die Macher der Versuchung vielleicht besser widerstehen.