Aber würde so ein bigotter Eiferer einer Sterbebegleiterin nachts auf dem Nachhauseweg auflauern, sie niederschlagen und mit einer Plastiktüte ersticken? Oder wäre das nicht eher dem hinterbliebenen Sohn der freiwillig verstorbenen Kölnerin zuzutrauen? Der wirre Mann, bipolar gestört, wie man erfährt, macht mit seinen Tiraden halb Luzern wuschig. Die Schwester hatte dem aufbrausenden Kerl die Entscheidung der Mama vorenthalten. Jetzt fühlt er sich hintergangen und sagt den Transitus-Leuten die ägyptischen Plagen aus der Bibel voraus. "P-P-Pest und Finsternis!" Ein reichlich theatralischer Auftritt.
Davon abgesehen darf man dem mittlerweile elften Luzerner Beitrag zur TATORT-Reihe aber doch viel Feingefühl attestieren. Die heikle Frage, ob es moralisch statthaft ist, hoffnungslos leidende Menschen in den Suizid zu begleiten, wird gewissenhaft umkreist. Auch von den beiden Kommissaren, die nicht umhinkommen, sich auch persönlich zu letzten Dingen zu positionieren. Wer würde entscheiden wollen, ob Verdrängung oder Melancholie die passende Haltung ist?