Der Star duldet den Star neben sich. Das passt zu Schweiger, der ausschließlich in wolkenkratzergroßen Dimensionen denkt und nun endlich zum furiosen TATORT-Doppelschlag ausholen darf, nachdem Teil eins, "Der große Schmerz", und Teil zwei, "Fegefeuer", unter den Eindrücken der Attentate von Paris (und unter den Protesten des Stars) auf den 1. und 3. Januar verschoben wurden. Nach Ablauf der umstrittenen Pietätsfrist darf Schweiger die jahrzehntelang unberührten Grundfesten des ARD-Sonntagskrimis zweimal 90 Minuten lang mit der Bazooka bearbeiten.
"Willkommen in Hamburg" hieß vor zweieinhalb Jahren der erste Auftritt des streitbaren Stars in der Rolle des Alster-Rambos Nick Tschiller. Heute weiß man: ein reichlich irreführender Titel. Das Ein-Mann-Action-Kommando Schweiger wirbelt mitnichten durch die Hansestadt, sondern durch eine Pulp-Erzählung, einen Gewaltcomic, der aus Hamburg nur ein paar bekannte Kulissen klaut. In dieser finsteren Parallelwelt ist nahezu alles möglich: ein koksender Innensenator, ein Clan, der die ganze Stadt im Würgegriff hat, Polizisten und Gangster im Blutrausch, sogar eine Killerin im Körper eines russlanddeutschen Schlagerstars.