Herr Professor Scherer, der TATORT-Krimi mit Ulrich Tukur bezieht sich in seiner Handlung auf das Format TATORT selbst. Wie neu ist/Welchen Stellenwert hat die Selbstreflexion für die langlebige Kriminalreihe?
Wer bin ich? aktualisiert die seit jeher gängige Selbstbezüglichkeit des Films im Film, z.B. in Fellinis 8 ½ oder in Woody Allens Purple Rose of Cairo, wo die Hauptfigur aus der Fiktion ausbüchst und so den Film verlässt, wie Kommissar Murot als Chef der gegen ‚Uli’ Tukur ermittelnden Kommissare in den Taunus flieht. Die neue TATORT-Folge bezieht dieses Spiel mit den (Produktions)-Umständen eines Spielfilms auf das Format Tatort selbst. Das ist für die ARD-Reihe nicht neu, weil es hier fast von Beginn an Szenen gab, in denen ein TATORT-Kommissar im Fernseher einen Tatort mit dem Kommissar eines anderen Senders schaute (zum ersten Mal Finke in Jagdrevier 1973). Sogar Schimanski begegnet sich in der Folge Doppelspiel 1985 in einem Fernseher als slapstickartig lächerlicher Action-Held einmal selbst
Was macht die Wiesbadener Folge „Wer bin ich?“ anders?
Neu ist die Selbstverulkung des TATORT im TATORT in Wer bin ich, weil sich hier eine ganze Folge auf die Umstände der TATORT-Produktion eines Senders, die in allen Details gezeigt werden, durch den Kakao zieht. Witzig ist dabei – und das hat die Zuschauer für mich nachvollziehbar gelangweilt –, dass sie sich den vom fiktiven Regisseur Justus von Dohnányi aus Kostengründen (nach dem Wegfall seiner Hauptfigur Murot) geforderten Doku-Style selbst aneignet. Denn sie zeigt, was dieser ständig bespricht: z.B. Kantinenszenen mit Hinweisen auf die Position der Kamera, die dort, so wie es der Zuschauer sehen kann, ja auch tatsächlich steht.