Roland Suso Richters durch die Handlungsfülle geradezu unausweichliche rasante Inszenierung sorgt durchaus für Spannung, lässt kaum Raum zum Verschnaufen, Innehalten und inszenatorischen Auskosten dramatischer Höhepunkte. Es muss immer sofort weitergehen. Ermittlungsarbeit, die sich in anderen TATORTen vielleicht über Tage erstreckt hätte, muss hier auf wenige Stunden komprimiert werden. Durch diese Atemlosigkeit der zwei in einem TATORT abgehandelten "Fälle" – auch der erste wird noch en passant restlos aufgeklärt – fehlt unweigerlich wenig Zeit für emotionale Intensität, die der unmittelbaren Betroffenheit von Bootz angemessen wäre. Und so wirken auch die anderen Akteure der Stuttgarter Polizei fast wie ungläubig außenstehende, emotional recht ungerührte Beobachter ihres Kollegen. In dieser Hinsicht kann "Preis des Lebens" nicht an den jeweiligen Ermittlern ähnlich nahegehende Fälle wie die Frankfurter oder den Münchner "Am Ende des Flurs" heranreichen. Selbst Bootz’ dramatischer Verzweiflungsakt am Ende gelingt dies nicht mehr, kurz darauf ist er bereits vergessen. "Preis des Lebens" wäre womöglich die Aufteilung des Geschehens in eine Doppelfolge besser bekommen, um nachhaltigeren Eindruck zu hinterlassen.
So professionell, ja distanziert das Team den Entführungsfall Bootz bearbeitet, so geschäftsmäßig be(ur)kunden die Ermittler am Ende auch die vermeintlich bleibende Belastung ihres Verhältnisses. Zu hoffen bleibt, dass im kommenden Stuttgarter TATORT in dieser Hinsicht nicht – wie im Münchner TATORT – nahtlos zur Tagesordnung und kommentarlos wiederhergestellter Kumpelei übergegangen wird.