Die große weltpolitische Kulisse verschwindet nicht, aber sie rückt in den Hintergrund - bevor man sich in Details verstrickt und das Ganze unglaubwürdig wird, belässt man es bei Andeutungen, die sich allerdings zu einem stimmigen Bild fügen. Man denkt sich: Ja, so oder so ähnlich, wie es in diesem Film erzählt wird, könnte es schon sein in der Realität. Und das reicht. Mehr Wahrhaftigkeit braucht es gar nicht, um diesen TATORT mit seinen eigenartigen Geheimdienstlern, OPEC-Diplomaten, korrupten Beamten und anderen zwielichtigen Protagonisten zu verstehen.
Das Interessante ist, dass der große Gegenspieler von unerwarteter Seite kommt: aus der freien Wirtschaft. Der steinreiche Unternehmer Johannes Leopold Trachtenfels ist ein Lobbyist erster Güte. Er bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen - zum Beispiel Waffenhändler und deutsche Hersteller von Bauteilen, die für Kernreaktoren benötigt werden ... Womöglich wird ja bei einem guten Essen und einem guten Schluck unter Männern oder bei einer kleinen "Barock Soirée" so mancher Deal eingefädelt, der die globale Sicherheitslage ins Wanken bringen könnte? Am Ende bleibt ein abermals überdurchschnittlicher Ösi-Krimi in Erinnerung und das unschöne Gefühl, dass mitunter von recht kleinen Geistern an den allergrößten Rädern gedreht wird.