"Nach einer wahren Begebenheit", heißt es am Anfang. Eine schöne Behauptung, aber viel wichtiger: Das fühlt sich auch so an. Der Nachtzug aus Warschau läuft im Frankfurter Hauptbahnhof ein. Im Schlafabteil findet der Schaffner die Leiche eines ehemaligen Bundeswehrsanitäters. Bauchschuss. Als Polizeitrupps den Zug in Empfang nehmen, kann ein Verdächtiger spektakulär entkommen. "Irgendso'n Drecksack aus'm Osten", glaubt der Misanthrop Steier dem Phantombild entnehmen zu können. Und tatsächlich: Der Flüchtige heißt Stanislav Kilic (Jevgenij Sitochin) und kannte das Mordopfer aus Afghanistan, wo beide in krumme Medikamentendeals verwickelt waren. Offenbar hatten die beiden Bandenkriminellen noch eine Rechnung offen.
Stichwort Afghanistan! Schon wieder ein Aufklärungskrimi? Nö. Sozialpolitischer Debattenstoff? Keine Spur. Man ist das gar nicht gewöhnt - woher auch? -, aber in diesem TATORT wird einem einmal nicht die Welt erklärt, sondern die Polizeiarbeit. Zeugenvernehmung, Ballistik, sequenzielle Tathergangsrekonstruktion. Wir lernen: Kriminalkommissar zu sein, ist ein anspruchsvolles Handwerk. Und eines, für das man mitunter einen hohen persönlichen Preis bezahlt.