Möge sich ein jeder hüten vor den Ortschaften, in denen die Vorgärten ein bisschen zu akkurat gemäht sind und die Hecken drumherum ein bisschen zu penibel gestutzt. Wer einmal einen David-Lynch-Film gesehen hat, weiß um die Abgründe, die dahinter lauern. Charlotte Lindholm passiert mit dem Dienstfahrzeug eher zufällig so eine aseptische Vorstadthölle und bemerkt schon bald, dass sie mitten in einem Inferno gelandet ist. Erst verschuldet ein streunender Hund einen saublöden Unfall. Und wie die Kommissarin auf den Abschleppdienst wartet, explodiert in ihrem Rückspiegel ein Backsteinhaus. Starker Auftakt für einen beklemmend starken TATORT. Event-Film-Spezialist Roland Suso Richter ("Dresden", "Die Grenze") inszenierte in seinem ersten Gastspiel für die ewige ARD-Reihe einen fast makellosen Krimi, der tiefer geht als üblich - und zwar buchstäblich.
Sie sind wirklich klasse gemacht, diese ersten Szenen der Episode Schwarze Tiger, weiße Löwen. Charlotte Lindholm hat beim Ausweichmanöver vor dem streunenden Hund mit dem Wagen auf einem Zierstein aufgesetzt. Da steht sie nun manövrierunfähig inmitten der bourgeoisen Akkuratesse. Die Eigenheimbewohner blinzeln feindselig durch die Vorhänge, tun aber einen Teufel, ihre teutonischen Trutzburgen zu verlassen und zu helfen. Nur ein besonders verschrobenes Exemplar kurbelt beim Vorbeifahren kurz das Fenster runter und murmelt etwas von "Morgen wird bestimmt ein besserer Tag". Dann biegt der Sonderling ums Eck in die Garage und fliegt in die Luft. Jemand hatte ihm mit Propangasflaschen eine tödliche Falle gebaut.