Mit dem Urlaub und dem geplanten Segelausflug wird es aber erstmal nichts: Flückiger wird zunächst zu einer Wasserleiche gerufen und bekommt es anschließend noch mit der Entführung eines hochrangigen Politikers zu tun. Zunächst erscheint kein Zusammenhang erkennbar, aber der geübte Krimizuschauer ahnt natürlich gleich, dass beide Fälle irgendwie zusammenhängen müssen. Ist Natalie Kreuzer, die Ehefrau des Entführten, mehr in den Fall verstrickt, als es den Anschein hat? Als dann auch noch eine Lösegeldübergabe am Luzerner Hauptbahnhof platzt und Natalie Kreuzer regelrecht zusammenbricht, sieht sich Flückiger vor dem Nichts: Es gibt keinen Anhaltspunkt, wer hinter der Entführung stecken könnte und wo Kreuzer gefangen gehalten wird.
Autor Nils-Morten Osburg fährt ein großes Figurenarsenal auf in dieser Premierenfolge. Neben Stefan Gubser als äußerst smartem Reto Flückiger, eine Art Luzerner George Clooney, erscheint gleich zu Beginn noch ein alter Bekannter: Andrea Zogg, der bereits Anfang der 90er als Ermittler Reto Carlucci in Bern ermitteln durfte, gibt hier den Chef der Kripo-Abteilung Leib und Leben. Ihnen zur Seite gestellt wird die Austauschpolizistin Abigail Lanning aus den USA, die von Sofia Milos in einer Mischung aus berechnender Coolness und amerikanischem Cop-Auftreten gespielt wird. Vom ersten Auftritt dieser Figur ist klar, dass es zwischen ihr und Flückiger, der ihr prompt Attraktivität bescheinigt, funken wird. Es soll nicht zuviel verraten werden, nur dies: Flückiger zählt zu den wenigen TATORT-Ermittlern, denen ein aktives Sexualleben zugebilligt werden.
Andere Figuren wirken dagegen ein wenig zu ambitioniert: Eine Mutter mehrerer Kinder, die freimütig eine geplante Adoption erwähnt, wird offensichtlich nur deshalb als Spusi-Mitarbeiterin eingeführt, um Flückigers soziale Ader und seine Qualitäten als Vorgesetzter beweisen zu wollen und so werden anstehende Personalentscheidungen schnell mal eben auf dem Polizeiflur getroffen. Auch die Rolle von Jean-Pierre Cornu als harscher Kripo-Chef Eugen Mattmann, der bald aus dem Dienst ausscheiden wird, erscheint nicht ganz klar. Hier wird die weitere Entwicklung der Luzern-Fälle hoffentlich für Klarheit sorgen.