Vielleicht deshalb, weil Frau Kunzendorf deutlich größer ist als Sie und man Sie nicht als klassisches Paar besetzen würde?
Król: Die Situation kommt ab und an vor (lacht). Aber ich glaube, das ist heute auch nicht mehr unbedingt ein Kriterium. Nein, wenn man bedenkt, wie lange wir beide schon drehen, ist es wirklich verrückt, dass dies unser erster gemeinsamer Film ist.
Nun haben Sie Gelegenheit, viele Filme gemeinsam zu machen. Was ist an den Kommissaren Frank Steier und Conny Mey so interessant, dass Sie auch Lust darauf haben werden?
Król: Nun hatten wir erst mal die Aufgabe, dass sich die beiden kennenlernen und vorstellen müssen. Es sind zwei Figuren mit einer relativ offenen Bindungsstruktur. Zumindest wird zu Anfang viel im Verborgenen gehalten. Andererseits ist es ganz klar Konzept dieses TATORTs, dass die eigentliche Polizeiarbeit und nicht das Privatleben im Mittelpunkt stehen soll.
Regisseur und Autor Lars Kraume möchte die nächsten drei Fälle nach dem Buch "Auf der Spur des Bösen" drehen, in dem ein Profiler echte Kriminalfälle beschrieben hat. Merkt man den Drehbüchern an, dass sie auf realen Ermittlungen beruhen?
Nina Kunzendorf: Ich finde, man merkt das sehr. Die Akribie und der Detailreichtum der Fälle findet sich auch in den Drehbüchern wieder. Zumindest empfand ich das so beim zweiten Fall, auf den wir uns gerade vorbereiten. Lars schreibt ja nicht nur die Drehbücher, er ist auch im Kontakt mit dem Profiler Axel Petermann, dem Autor jenes Buches. Petermann bekommt die Drehbücher auch noch mal vorgelegt und korrigiert Fehler. Ich glaube schon, dass wir über dieses Konzept der Realität nahe kommen werden. In einem Krimi von 90 Minuten muss man natürlich auch eine gewisse filmische Dramaturgie einsetzen. Figuren müssen hinzuerfunden oder weggelassen werden, um die Handlung zu erzählen. Es gibt vieles, das im Film anders zu sein hat als in einem echten, ultrakomplexen Kriminalfall - sonst würde niemand zusehen. Wir werden nicht ausführlich sehen, wie Steier und Mey mit ihren Familie frühstücken, wie ihr Badezimmer aussieht oder welchen Fußballverein sie gut finden. Bei uns geht es um zwei Leute, die ihre Arbeit machen. Nur darüber wollen wir erzählen, was das für Menschen sind.
Sind Sie selbst TATORT-Fans?
Król: Das ist jetzt nicht mein "jour fix". Sodass ich sage: Sonntagabend passiert nichts anderes. Außerdem schmeißt meine Frau mich immer raus, wenn sie TATORT gucken will.
Warum?
Król: Weil ich lautstark Tipps abgebe, wie sich die Handlung weiterentwickelt. Weil ich darüber mutmaße, wie diese Szene gerade gemacht wurde. Ich kann offensichtlich kein fiktionales Fernsehen mehr gucken, weil mich mehr als die Geschichte interessiert, wer da was mit wem warum macht. Und damit kann ich unheimlich nerven.
Sie sind ein Zyniker vor dem Fernsehapparat?
Król: Nein, zynisch bin ich nicht. Ich spiele einfach noch zwei, drei andere Ebenen mit. Meine Frau hingegen will sich auf einen Film einlassen, wie das ja auch sein soll. Ich habe da einfach eine Berufsmacke.
Lassen Sie sich gerne auf einen TATORT ein, Frau Kunzendorf?
Nina Kunzendorf: Ich gucke schon sehr gerne TATORT. Auch wenn es nicht so ist wie bei einigen Freunden, die man sonntags zwischen viertel nach acht und viertel vor zehn nicht anrufen darf. Ich freue mich eher, wenn ich meine Kinder dann schon im Bett habe und ich so vom Hauptabendprogramm überhaupt noch etwas mitbekomme.
Bisher haben Sie viele distanzierte und abgründige Frauen gespielt. War die Rolle der Conny Mey reizvoll, weil Sie endlich mal eine sehr extrovertierte Frau mit Proll-Chic spielen dürfen?
Nina Kunzendorf: Die Rollen, die ich sonst spiele - die spröden, herben und dramatischen Frauen - sie entsprechen meiner wirklichen Persönlichkeit genauso wenig, wie jetzt diese Ecke. Einmal gegen diese Schublade besetzt zu werden, war natürlich ein großer Wunsch von mir. Auch wenn ich privat sicher nicht so rumlaufe wie Conny Mey (lacht).