Dass dieser TATORT so angenehm rund läuft, so bestens funktioniert, liegt vor allem an zwei Phänomenen. Das eine Phänomen ist der Regisseur Wolfgang Murnberger, der so etwas wie ein Urgestein des ORF-TATORTs ist. Die von vielen Fans als Klassiker gehandelte Folge "Morde ohne Leichen" entstand 1997 ebenfalls unter seiner Federführung, zwischendurch wurde Murnberger vor allem durch seine bissigen Adaptionen der Krimi-Satiren von Wolf Haas um den Privatdetektiv Josef Brenner bekannt.
Murnberger gelingt es hier, in der Darstellung der Eltern der betroffenen Jugendlichen mit einfachen Mitteln einige großartige Gesellschaftsporträts anzureißen: Eine Schlagersängerin, die den Kontakt zur Realität längst verloren zu haben scheint; eine Ehepaar, das beide Kinder verloren hat und nur noch stumm auf dem begrünten Garagendach in der Reihenhaushölle die nächsten Hiobsbotschaften entgegennehmen kann und ein sehr bizarres Unterschichtenpärchen, bei dem sie nur noch glotzend vor dem Fernseher sitzt, während er ungefragt die Vorzüge moderner Überwachungstechnik anpreist.