Die aparte Esther Schweins als Bäuerin? Nein. Da hätten wir aber jede Wette dagegen gehalten. Doch Regisseur Florian Froschmayer zelebriert so etwas in seinem TATORT: Esther Schweins als Milchbäuerin, die in hohen Stiefeln und schwarzem Designeroutfit viel mehr kühle High-Tech-Food-Produktionschefin ist, Sibel Kekilli als ökologisch engagierte Vegetarierin, die sich ab und zu ein Riesen-Filetsteak reinpfeift ... - zwei wirklich schöne, originell besetzte Rollen in einem norddeutschen Country-Krimi, der seinen Bildungsauftrag im Rahmen der ARD-Themenwoche "Essen ist Leben" sehr wohl erfüllt.
Der Film, der gute Chancen hat, als der TATORT mit dem sperrigsten Titel der gesamten Reihe in die Geschichte einzugehen, führt auf das Glatteis der internationalen Lebensmittelproduktion. So was kann schnell mal in Richtung peinliche Fingerzeig-Unterhaltung mit Dampfhammer-Moralsätzen abrutschen. Doch Kommissar Borowski und all die anderen beweisen auf dem gefährlichen Terrain enorme Standfestigkeit: Der auffällig klischeearme Film kommt fast ganz ohne den sonst obligatorischen Gut-Böse-Kontrast aus. Er fragt nach Verantwortungen und regt zum Nachdenken an, ohne mit seiner Attitüde zu nerven. Bio-Bauern sind nicht zwingend die heldenhaften Gutmenschen und Großproduzenten nicht automatisch die Teufel vom Dienst. Stark gemacht.