In Freiheit verfolgt Hassan nämlich seine eigenen Ziele und enttäuscht Marie mit dem Geständnis, dass seine Sehnsucht nach der Weite der Wüste lediglich der Enge der Gefängnismauern geschuldet war. Tatsächlich denkt er nicht daran nach Algerien - ein Land, das ihm fremd ist - auszuwandern, sondern hat vielmehr in München noch eine Rechnung offen. Schließlich hat er früher gemeinsam mit drei Freunden die halbe Münchner Maxvorstadt mit Drogen versorgt und war der einzige, der dafür in den Knast kam.
...Alltag, Routine, Distanz
Die Ermittlungsarbeiten, diesmal mit Unterstützung eines großen Teams, das - nebenbei bemerkt - Carlo nicht ersetzen kann, laufen zweigleisig. In der JVA befragt Leitmayr den Russen Igor, der kein Deutsch spricht, Han Troung, den Vietnamesen, der in Begleitung seines Anwalts erscheint und weitere Häftlinge. Batic begibt sich auf die Suche nach Hassan und ermittelt im Münchner Bahnhofsviertel. Ungewöhnlich distanziert gehen die beiden Kommissare ihrer Arbeit nach. Und wenn diese nach 90 Filmminuten endet, hat der Zuschauer einen soliden Krimi gesehen mit allem, was dazu gehört: Mörder, Leiche, Leidenschaft, Verdächtige, Komplizen, Rache, Kommissare, den unvermeidlichen SEK-Einsatz und die wirklich spannende Frage nach dem Täter.
"Spannende Unterhaltung beim TATORT" - dieser Wunsch des Sponsors geht in Erfüllung - nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Katharina Gamer