Das sei ein "sauguter Job", sagt der Mann, der mit Dominic Raacke das wohl eigentümlichste Ermittlergespann der unverwüstlichen ARD-Reihe bildet. Die beiden grundverschiedenen RBB-Kommissare, die in ihren Fällen oft mit deutlich geringeren Budgets auskommen müssen als andere TATORT-Ermittler, sorgen immer wieder für erinnerungswürdige Krimimomente - man sah sie schon zusammen Rumba tanzen. Im neuen Film Hitchcock und Frau Wernicke begeben sie sich gar in einem Kammerspiel auf die Spuren des großen Thriller-Altmeisters.
Aljinovic spricht im Interview über sein Heimatgefühl, seine Rolle und sein Leben in Berlin.
teleschau: Herr Aljinovic, TATORT-Kommissar in Berlin zu sein ist ...
Aljinovic: Ein sauguter Job!
In München ist ein TATORT-Komissar gewissermaßen als Kulturgut assimiliert und gilt als Promi. Wie ist das in Berlin?
Naja (lacht) ... anders. Das fängt schon damit an, dass der Promi in Berlin etwas ganz anderes ist als der Promi in München.
Das müssen Sie genauer erklären!
Ach, von Berlin aus sieht man da einen großen Unterschied - im sich-Zeigen, meine ich. In Berlin war es auch schon immer so, dass auch Leute, die richtig viel Geld hatten, das nie zeigten. In München dagegen hat man in dieser Hinsicht gar keine Schamgefühle.
Wenn man sich den Fuhrpark auf den Straßen anssieht, möchte man Ihnen fast beipflichten.
Genau. Es geht in Berlin nicht so um dieses ganze Status-Ding. Klar, man kann sich auch hier auftakeln und Porsche fahren, aber dann wird man nicht ernst genommen. Jedenfalls lässt sich der Berliner durch solche Sachen eher nicht beeindrucken.
Sie selbst fahren gar kein Auto.
Ne. Brauch ich nicht.Das sehe ich ganz pragmatisch: Dank Car-Sharing habe ich ja ein Auto, wenn ich mal eins brauche - und wenn ich keines brauche, habe ich eben keins. Ich fahre Fahrrad, außerdem kommt man hier mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wunderbar aus. Geht auch viel schneller ...
Wirklich gar keine Lust auf so ein klitzekleines Statussymbol auf vier Rädern, mit dem Sie aller Welt zeigen können, was für ein erfolgreicher Typ Sie sind?
(lacht) Nein. Ich vermisse das Auto, ich meine den Besitz, wirklich nicht. Ich saß auch noch nie in einem Porsche ... Obwohl: im TATORT durfte ich mals einen Aston Martin fahren - das war schon geil. Aber Statusdenken ist echt nicht meine Sache. Ich brauche auch kein Boot, kein Haus. Nur ne schöne Wohnung, das reicht. Wissen Sie, ich hatte neulich sogar ein Auto für ein paar Monate, aber dann musste ich mich auf einmal darum kümmern, den Wagen waschen, dann die grausame Parkplatzsuche ... - war mir alles zu unbequem. Wozu auch? Ich habe mein Rad, das ist kein Klotz am Bein.
Fahren Sie mit dem Fahrrad auch zu Dreharbeiten?
Meistens schon. Auch bei Wind und Regen. Bei den Dreharbeiten zu "Hitchcock und Frau Wernicke" fuhr ich jeden Morgen mit dem Rad. Ich wohne in Charlottenburg, wir drehten in Prenzlauer Berg - halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück. Dadurch war ich morgens immer gleich schön wach im Kopf und am Abend konnte ich die ganzen beruflichen Sachen beim Strampeln auf dem Nachhauseweg wieder ablegen. Die Kollegen, die den Fahrservice in Anspruch nahmen, waren auch nicht wirklich schneller als ich.
Werden Sie in Berlin nun als TATORT-Komissar wahrgenommen?
Meistens bin ich mit meinem Rad ja schneller, als die Leute gucken können. Aber klar, gelegentlich grüßt mich schon jemand nach dem Motto: "Na, Herr Kommissar, wie gehts?" Meistens, vor allem auf dem Schulhof meines Sohnes, bin ich aber der Zwerg - was ich meiner Rolle aus den "7 Zwerge"-Filmen zu verdanken habe.
Was mögen Sie an Berlin?
Es ist ... schwer zu sagen. Es ist spannend. Es ist meine Heimatstadt. Hier bin ich groß geworden, hier habe ich die grandiose Wende, den Fall der Mauer miterlebt. Berlin war immer so aufregend, dass ich nie eine Sehnsucht entwickelte woanders hinzugehen.