Der Gewerkschafter sitzt irgendwie zwischen allen Stühlen. Seinen Vater schnauzt er an: ?Hör auf mit Deinem Sozialkitsch?, der wiederum kontert: ?Die haben Dich gekauft. Du bist doch längst einer von den Bossen?, ist das nicht ein Dilemma auch vieler Politiker?
Das Spannende an den Figuren zwischen den Stühlen ist ja, sie können sich immer entscheiden. Ob Gewerkschafter oder Politiker oder wir selber. Wir haben immer die Wahl, ob wir uns moralisch verhalten, oder um der Macht, oder des Vorteils Willen, unseren Begriff der Moral dehnen. Dabei ist ja in der Krise gerade sehr gut zu beobachten, wie sich manche ?Verantworter? auf das ?Gesetz? zurückziehen, um der Moral zu entgehen. Außerdem ist es ja so, dass ein Politiker in einem solchen Dilemma in vielen Fällen zusammen mit seinen Berufskollegen vorher selbst erst die Rahmenbedingungen geschaffen hat, die dieses Dilemma zulassen. Ist das dann noch ein Dilemma?
Der Vater trägt Schiebermütze und spricht von Werkshallen, der Sohn trägt Lackschuhe und dealt mit Arbeitsplätzen, was wollen Sie mit diesem Generationenkonfl ikt ausdrücken?
Den Wandel der Zeit. Und die Veränderung in der Wahl der Mittel, um für die Arbeiter etwas zu erreichen. Ich möchte, dass beide für ihre Zeit stehen. Sie müssten nur das Verständnis dafür und füreinander entwickeln.
Aber ?über allem steht die Solidarität?, ich habe den Eindruck, dass Sie diesen Satz nicht nur als Ironie eingebaut haben?
Vielleicht ist er ja viel mehr idealistisch, in Zeiten einer Krise, die durch Egoismus entstanden ist...
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