Sie spielen einen Bäcker unter Mordverdacht. Kann ein Mann, der Brötchen backt, wirklich jemanden umbringen?
Sicher, jeder kann das, wenn er ein Motiv hat. Wenn es hinter der Fassade schwelt, Aggressionen und Leidenschaften unterdrückt werden, kann auch ein Bäcker zum Mörder werden. Wenzel ist im einst eigenen Laden angestellt bei dem Mann, der ihm seine Frau ausgespannt hat und mit der er nun weiter zusammenarbeitet.
Wie spielen Sie Ihren Bäcker, damit er verdächtig wirkt?
Die Figur steckt in einer Art aggressiver Lethargie. Ihm ist es egal, was andere über ihn denken und was mit ihm selbst passiert. Er kämpft nicht mehr. Weder für seine Freiheit noch für seinen Ruf. Doch was ihn erregt, ist die Fantasie, dass Menschen in seiner Stadt wahllos und anonym getötet werden.
Hat dieser Mann seine Selbstachtung völlig verloren? Ja, aber es gibt eine Wut darüber. Die lebt sich in dieser schwelenden Aggression aus. Sie macht die innere Spannung dieser Figur aus und lässt ihn verdächtig wirken.
Ihre Szenen mit Maria Furtwängler als Kommissarin sind intensiv und spannungsgeladen. Welche Atmosphäre lassen Sie hier entstehen?
Meine Figur fühlt sich von Frau Lindholm angezogen, weil sie ein starkes Interesse an ihm hat. Er genießt es, dass sie ihn verdächtigt. Dieser Verdacht adelt ihn. Er identifiziert sich mit dem Täter, da dieser seine Gewaltfantasien auslebt. Um das Interesse der Kommissarin an ihm wach zu halten, verzichtet er also darauf, sich zu verteidigen und riskiert sogar, noch verdächtiger zu erscheinen. Hauptsache, er kann die Lust an dieser Begegnung steigern und weiter auskosten.
Haben Sie sich beim Spielen an einem Vorbild orientiert?
Nein. Ich denke in meiner Arbeit nicht darüber nach, ob es ein Vorbild gibt, es sei denn, der Regisseur gibt eines vor. Meine Figuren entstehen in dem Raum, den Drehbuch, Regisseur und Mitspieler schaffen. Dieser Raum ist immer einzigartig.
Wie zentral ist das körperliche Element beim Spielen für Sie? Sie beherrschen den Kampfsport Kung-Fu. Wirkt sich das auf Ihr Spiel aus?
Ich habe mich mit vielen Disziplinen beschäftigt, unter anderem auch mit Kung-Fu. Mit der körperlichen Präsenz, die ich darin suche, will ich den Kern einer Figur in jeder Faser beben lassen. Diese Energie ist nicht sichtbar, aber fühlbar ? und kommuniziert so meine Figur an den Zuschauer.
Werden Sie oft als Verdächtiger oder Täter besetzt?
Ja, ich spiele oft die Antagonisten, die unangenehmen oder bösen Figuren. Ich spiele den Gegenpol, ohne den die Guten nicht gut sein könnten. Diese menschlichen Facetten interessieren mich sehr. Privat bin ich allerdings ein freundlicher Familienvater.
Sie hatten eine Rolle im Kinofilm ?Der Baader Meinhof Komplex?, der für den Oscar nominiert war. Welche Figur haben Sie in diesem Kino-Erfolg gespielt?