»Jeanne d?Arc war 17, als sie Orléans von den Engländern befreite. Und wie alt sind Sie?«, musste sich Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal in ihrem ersten »TATORT ? Die Neue« von ihrem Vorgesetzen zur Begrüßung fragen lassen. Lena kam frisch von der Polizeiakademie, war aber schon so schlagfertig wie heute. »28, aber noch ganz rüstig«, konterte sie locker. Zwanzig Jahre ist das her, die Mauer stand noch, und es war ungewöhnlich, im »TATORT« weibliche Ermittler einzusetzen, das machte nur der SWF.
Heute, wo sich niemand mehr wundert, wenn Frauen auf dem Bildschirm ermitteln, spielt Ulrike Folkerts noch immer die Lena Odenthal. Sie ist nicht die älteste, aber die dienstälteste TATORT-Kommissarin, länger als jede und jeder andere auf dem Bildschirm und gewinnt auch nach 48 Filmen immer noch Umfragen und Preise als beliebteste Kommissarin. Wie schafft man so etwas? Ulrike Folkerts schafft das mit ihrer nie versiegenden Energie. Sie gibt jedes Mal alles, spielt ohne irgendeine Verschleißerscheinung diese durch und durch glaubwürdige Ermittlerin. Sie »könne zuhören und dabei passiere etwas auf ihrem Gesicht«, sagte schon damals ihr erster Regisseur Peter Schulze-Rohr. Ihr Publikum überzeugt sie, weil sie eine Kommissarin spielt, die stark und verletzlich zugleich ist. Was Lena Odenthal erlebt, geht ihr unter die Haut, aber sie ließ und sie lässt sich nicht davon unterkriegen. Nicht in ihrem ersten Fall »Die Neue« (1989), als sie einem mörderischen Sexualstraftäter alleine gegenüber stand. Nicht in »Flashback« (2002), als sie durch eine schwere Schussverletzung völlig aus der Bahn geworfen wurde ? und trotzdem mit eiserner Energie weiter ermittelte. Und nicht in ihrem neuesten Film »Vermisst«, wenn sie befürchten muss, dass sie einem Mörder vertraut hat und ihm viel zu nahe gekommen ist. Jeder Lena-Odental-TATORT steht als Unikat für sich. Die Ermittlungen laufen völlig unterschiedlich ab und folgen auch nicht immer der sog. »Whodunit«-Dramaturgie, bei der die Zuschauer den Mörder erraten sollen. Die Mordverdächtigen kommen aus den unterschiedlichsten Milieus, sogar Außerirdische waren schon dabei (»Tod im All«, 1997).