Zwischen Hummerröllchen und Kurpfuschern
Die Ermittlerfiguren sind auch in Höllenfahrt wieder in gewohnter Weise bis zur Skurrilität überzeichnet. Boerne fühlt sich in der Golfszene selbstredend sichtlich wohl, während Thiel ? wie nicht anders zu erwarten ? etwas unbeholfen durch die feine Gesellschaft stolpert, in der nicht so ist, wie es zu sein scheint und selbst die Frikadellen Thunfischkroketten sind. Bei dieser Konstellation gibt es grandiose Szenen und Einfälle ? so legt Boerne zum Beispiel dem scheinbar smarten Kurarzt kurzerhand eine Leiche (zur Obduktion) in den Keller und auch die sorgsam inszenierte Hass-Liebe zwischen Professor und Kommissar erreicht seltene Höhen.
Keine unerträgliche Leichtigkeit des Scheins
Und doch lässt diese Krimilandpartie etwas vermissen: nämlich die unschlagbare Leichtigkeit des Spiels, mit dem im Münsteraner TATORT stets die Nebendarsteller in kleinen Andeutungen Großes erzählen. Nicht nur diese Charaktere, sondern auch die Auseinandersetzung mit dem brutalen Täter und seinen Morden kommt in Höllenfahrt etwas zu kurz. Das macht aber fast gar nichts, denn schließlich darf ein TATORT ja auch unterhalten ? ohne den zwanghaften Anspruch als Unterrichtsmaterial für den Ethikunterricht geeignet sein zu müssen.
Daher sei es verziehen, dass aus dramaturgischer Not am Ende plötzlich ? beinahe aus dem Nichts ? Wilhelmine Klemm auf dem Golfplatz erscheinen muss um als Deus ex machina dafür zu sorgen, dass die Welt wieder ein klein wenig gerechter wird und auf dem Green der ?Bessere? gewinnen möge!
Katharina Gamer