Sie hatten sicher keinen Klischee-Agenten mit einem Hauch James Bond im Sinn ...
Dieser Film hat für mich einen ganz anderen Stellenwert als ein James-Bond-Film. Die 007-Filme funktionieren über Action, Sex und Unterhaltung. In diesem TATORT ist der Geheimdienst in einen sehr schmerzhaften Konflikt zwischen der ersten und der dritten Welt verwickelt: In Afrika müssen viele Menschen sterben, damit die Handy-Hersteller an einen bestimmten Rohstoff für ihre Chips herankommen. Diese Thematik nehme ich sehr ernst. Deshalb war es für mich überhaupt nicht entscheidend, ob wir hier viel Action oder viele Tote haben. Ich möchte diese Geschichte so glaubwürdig wie möglich erzählen. So ist dieser Film leiser geworden als ursprünglich geplant, das Ambiente gerade rund um den Geheimdienst ist reduzierter.
Sie misstrauen den Geheimdiensten?
Nun, wir unterstellen ihnen hier zumindest, dass sie nicht immer ehrlich arbeiten.
Ein besonderer Moment ist die Szene, in der sich Maria Furtwängler und Karoline Eichhorn in einer Badewanne gegenüber sitzen. Ist das wirklich ein geeigneter Ort für eine derart zentrale Auseinandersetzung?
Im Gegenteil. Endlich einmal hat ein Autor eine Situation erfunden, die ich noch nicht gesehen habe, die ich noch nicht inszeniert habe. Daher hat mich diese Idee sehr fasziniert. Es gibt keinen Ort, der besser geeignet wäre für diese Begegnung zwischen Terroristin Manu und Kommissarin Lindholm, keinen Ort, der besser geeignet wäre, die Nacktheit, die Naivität, die Reinheit dieser Beziehung darzustellen. Vermutlich haben beide auch vor 30 Jahren zusammen in der Wanne gesessen.
In den letzten Lindholm-TATORTen drehte sich vieles um das kleine Kind der Kommissarin. Welche Facetten der Lindholm rückt Maria Furtwängler jetzt in den Vordergrund?
In diesem Film spielt Maria Furtwängler eine Kommissarin, die Ordnung im weitesten Sinn in ihr Leben bringt. Dies geschieht auf der Ebene der Vergangenheit mit ihrer besten Freundin, dies geschieht in ihrem Privatleben mit ihrem Verehrer Edgar und mit ihrem Wohngenossen Martin.Umdiesen Prozess auch optisch zu verdeutlichen, lassen wir Charlotte Lindholm während des gesamten Films ihre Wohnung renovieren und sie auf einer Baustelle zwischen Tapeten und Farbeimern leben. Erst am Ende des Films ist die Renovierung beendet, während sich parallel dazu abzeichnet, dass Charlotte ihre Beziehung zu Martin neu definiert.
Wo wir schon beim Definieren sind: Welchem Genre ordnen Sie Ihren TATORT zu?
Der Kriminalfall steht sicherlich im Vordergrund. Ich würde diesen Film am ehesten als Politthriller definieren.
Welche Regisseure sind Ihre Vorbilder?
Was das Psychologische betrifft, war Ingmar Bergmann einer meiner Lieblingsregisseure. Ich bin ein großer Fan von Sergio Leone und seinen Western. Unter den Jüngeren schätze ich beispielsweise Cameron Crowe und Baz Luhrmann.
Sie platzieren die Kamera immer wieder in Bodennähe oder auch in luftiger Höhe. Welche Überlegung steckt dahinter?
Ich versuche in allen meinen Produktionen eine Filmsprache zu finden, die dem jeweiligen Genre entspricht. In diesem TATORT habe ich besonderen Wert auf die Totalen gelegt. Ich halte diese Einstellungen für wichtig, sie müssen allerdings sehr genau und reich inszeniert werden. Es ist viel einfacher, Close-ups zu drehen. Durch die Totalen wirkt dieser Film größer und reicher, finde ich. Unser Kameramann musste sich und seine Kamera oft in abenteuerliche Positionen bringen ? etwa mitten auf die Landebahn des Flughafens Hannover.