Mauerblümchen
Statements
In ihren Statements zu "Mauerblümchen" erzählen die Schauspieler Sophie von Kessel, Helmut Zierl und Iza Czyz-Kala über ihre Rollen im TATORT.
Sophie von Kessel, Bild: MDR/ Steffen Junghans |
Sophie von Kessel
Katrin Lohmann ist die Frau eines erfolgreichen Politikers. Es liegt nahe zu glauben,
dass sie ihre eigene Karriere und ihr persönliches Lebensglück für diesen Mann geopfert
hat. Schließlich war sie mal berufstätig als Lehrerin, hat diesen Beruf aufgegeben
und ihre Stadt Berlin verlassen, um ihn nach Leipzig zu begleiten. Dort unterstützt
sie ihn in erster Linie, hat keine Kinder, keinen echten Lebensinhalt. In diesem kinderlosen
Dasein und der Einsamkeit, die sie auf Grund seiner vielen Arbeit erleben muss,
verfällt sie zusehends mehr und mehr dem Alkohol und Tabletten. Anders kann sie
dieses große, trostlose Haus nicht ertragen, die Leere, die sie empfindet, nicht aushalten...
und wird dadurch immer isolierter und verzweifelter.
All das treibt sie natürlich noch mehr in eine Depression, in einen Teufelskreis von Unglück und Selbstzerstörung
? und verliert dadurch gerade die Beziehung und Nähe zu ihrem Mann. Daran
ist in gewisser Weise er schuld ? und eben auch sie, wenn sich jetzt, nach seinem Tod,
herausstellen sollte, dass er einen ,Ausweg aus dieser Hölle gesucht hat...
Die Zusammenarbeit mit Johannes Fabrick bedeutet für mich immer eine tiefe,
psychologisch fundierte Rollenarbeit, die gerade bei solchen Figuren so wichtig und
unverzichtbar ist.
Helmut Zierl, Bild: MDR/ Steffen Junghans |
Helmut Zierl
Oft sind Menschen nicht so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. So jemand ist
auch der Hotelbesitzer Jörg Stein, weshalb diese Rolle für mich gleichermaßen interessant
wie schwierig war. Im Film kommt er zunächst aus dem Nichts heraus, spielt
eher eine Randfigur und bleibt das auch.
Als liebevoller Vater, beruflich seriös, korrekt
und verbindlich. Innerhalb kürzester Zeit jedoch wird er immer nervöser, und so gleitet
dieser Charakter dann extrem ins Existenzielle ab. Diese Gratwanderung musste
im Rahmen der Handlung zudem sehr schnell gehen. Ich hatte also eine breite Spielfläche,
die viele Fragen in Kürze beantworten musste: Wie und warum erfindet sich
ein Mensch neu? Was bringt so eine Fassade zum Einsturz? Warum bleibt dahinter
nichts als die nackte Verzweiflung?
Ich bin dem Regisseur Johannes Fabrick dankbar für die konstruktive Zusammenarbeit,
die es mir ermöglichte, diese Rolle voll auszuschöpfen.
Iza Czyz-Kala, Bild: MDR/ Steffen Junghans |
Iza Czyz-Kala
Alena Gärtner führt ein normales, gutes Leben mit
ihrem deutschen Mann. Dieser Mann war ihr Retter: Sie
ist auf den Strich gegangen, aber Robert hat ihr geholfen
? er hat sie gefunden, geliebt und geheiratet. Sie
hilft jungen Frauen, die ? wie sie ? aus dem Osten nach
Deutschland kommen, um hier ein besseres Leben zu
haben. Alena ist zwar glücklich, aber auch einsam mit
ihrem furchtbaren Geheimnis, denn zu ihrem Vater, der
in Prag wohnt, kann sie nicht ehrlich sein.
Es ist traurig,
dass auch heutzutage in der EU der Menschenhandel
so weit verbreitet ist. Junge, ehrgeizige Frauen gehen
ins Ausland, um Geld fürs Überleben zu verdienen. Oft
sind sie dazu gezwungen. Aber dann sind sie nie mehr
wirklich freie Menschen. Ich zweifle ehrlich, ob man
solche Wunden jemals richtig heilen kann. Darüber soll
man sprechen, und deshalb hoffe ich, dass unser Film
berührt und auch zur Aufklärung beiträgt.
Meine TATORT-Premiere war ein schönes und reizvolles
Abenteuer. Ich weiß, dass dieses Format einen großen
Stellenwert in Deutschland hat. Das ganze Team war
zu mir sehr freundlich. Besonders dankbar bin ich dem
Regisseur Johannes Fabrick und den Hauptdarstellern
Simone Thomalla und Martin Wuttke: Ihr Talent und
ihre Geduld während der Proben und beim Dreh waren
sehr hilfreich.
MDR-Pressemappe
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