Herz aus Eis
Ein TATORT in der Welt der Eliten
Dorothee Schön über ihr Drehbuch
Es gibt viele Arten von Schulgeschichten, und es ist ja nicht das erste Mal, dass Schule in einem Krimi behandelt wird. Spontan fallen einem aber eher Gewaltszenarien à la Rütlischule ein, die in sozialen Brennpunkten von ausgegrenzten Jugendlichen und überforderten Pädagogen handeln. "Herz aus Eis" dagegen bewegt sich in der Gegenwelt, der Welt der Eliten. Welche Spielregeln gelten unter Jugendlichen, die in ihrem Leben noch nie etwas Materielles vermissen mussten? Wie sieht sie aus, die Wohlstandsverwahrlosung? Und was sagt das über den Zustand unserer Gesellschaft?
Böse und kalte Geschichte
Angesichts der Finanzmarktkrise denke ich, dass es eine längst überfällige Wertedebatte geben wird, die sich genau mit diesen Fragen beschäftigt. Der Erfolg des Sachbuches von Julia Friedrichs "Gestatten: Elite" hängt damit zusammen. Meine Geschichte ist sicherlich sehr böse und sehr kalt, aber genau deshalb ist sie in ihrem Kern realistisch. Der TATORT hat sich seinem Selbstverständnis nach immer wieder mit der gesellschaftlichen Realität auseinandergesetzt. Und dazu gehören auch unsere Eliten.
"Psychologisierung"
Noch in einem anderen Aspekt könnte dieser TATORT provozierend verstanden werden: Die Motive der Täter entziehen sich einer vordergründigen "Psychologisierung", die üblicherweise in einem Krimi betrieben wird. Aber auch das ist Realität: Immer wieder sind wir mit Taten konfrontiert, die nicht zu den Tätern zu passen scheinen und unangemessen brutal sind. Das ist das Verstörende an ihnen. Ein Mord ist immer monströs, und "Herz aus Eis" zeigt genau das.
SWR-Pressemappe
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