Familienaufstellung
"Ferhat steht für Familienwerte und Tradition"
Interview mit Elyas M´Barek
Herr M´Barek, vielen Zuschauerinnen und Zuschauern sind Sie aus der preisgekrönten ARD-Vorabendserie "Türkisch für Anfänger" bekannt. Darin spielen Sie Cem, einen coolen Macho mit einer großen Portion Herz. Begegnen Sie dem Publikum so auch im neuen Radio Bremen-TATORT "Familienaufstellung", in dem Sie in der Rolle des Ferhat Korkmaz zu sehen sind?
Ferhat Korkmaz, Bild: Radio Bremen |
Nicht wirklich. Während Cem ja eher ein Sympathieträger ist und vom Publikum für seine eigenwillige Persönlichkeit hauptsächlich gemocht wird, ist Ferhat im TATORT eine ziemlich unliebsame und humorlose Person, mit der ich mich auch viel weniger identifizieren kann.
Was ist anders?
Ferhat steht für Familienwerte und Tradition. Er verlangt Respekt von seinen Geschwistern und hat eine genaue Vorstellung von Gehorsam und wie wichtig Ehre für ihn ist. Cem kennt diese Werte zwar, aber ihm bedeuten sie nicht besonders viel.
Was war für Sie bei der Erarbeitung der Rolle des Ferhat Korkmaz die größte Herausforderung?
Was haben die Brüder des Opfers zu verbergen? Bild: Radio Bremen |
Für mich war es wichtig zu verstehen, warum Ferhat "alte Werte" wie die Ehre seiner Familie und die Tradition in einer so modernen Welt hochhält. Ich musste für mich nachvollziehen können, warum er als junger Mensch einerseits ehrgeizig das Familienunternehmen vorantreibt und Porsche fährt, aber andererseits zu Hause für die Religion lebt und ihm das Ansehen seiner Familie und der Gehorsam gegenüber dem Vater so wichtig sind. In diesem Fall war es tatsächlich so, dass ich wenig von meiner eigenen Persönlichkeit in die Figur einbringen konnte und deshalb musste ich zumindest verstehen können, warum er so denkt und lebt.
Im TATORT "Familienaufstellung" steht eine gläubige türkische Familie im Mittelpunkt der Handlung. Sind Ihnen die Familienstrukturen vertraut?
Ich bin nicht mal Türke, sondern österreichisch-tunesischer Abstammung. Bei uns zu Hause wurde nur deutsch gesprochen und ich kam im Grunde nur im Urlaub in den Kontakt mit nichtdeutscher Kultur. Aber gerade deshalb war es ja für mich so wichtig, diese andere Lebensweise und die Familienstruktur zu verstehen.
Herr M´Barek, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Anna Tollkötter, Radio Bremen
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