Statements
Suzanne von Borsody lobt in ihrem Statement die Regisseurin Christine Hartmann und das Drehbuch zu "Schwarzer Peter". Chiara Schoras erzählt von den Dreharbeiten und Thomas Huber berichtet über seine Rolle als prügelnder Ehemann.
Suzanne von Borsody © MDR/Saxonia Media/Junghans |
Suzanne von Borsody
"Um Grenzen zu überschreiten, muss man sich als
Schauspieler fallen lassen können. Das tue ich gern, und
hier war es wichtig, dass man mich dabei emotional
auffängt. Das ist etwas, was bei Christine Hartmann
möglich ist, was mit ihr auch so viel Spaß macht: Sie
hat Talent, sie wird immer besser ? und sie hat, wie bei
Kindern, immer eine Antwort auf Fragen nach dem
Warum. Dieses Warum ist in unserem Film sehr wichtig,
besonders wegen der Vorgeschichte der Figuren, aus der
alle Logik für die gesamten Handlungen der Beteiligten
resultiert.
Das Drehbuch war sehr gut, weil die Gesetzesmäßigkeiten
der Figuren stimmten, also gut herausgearbeitet
waren. Meine ?Film-Kinder? und ich haben uns im Vorfeld
zudem viel Zeit genommen zu besprechen, in welcher
Konstellation wir hier agieren, zum Beispiel, wer welche
Ängste hat, wer wen warum unbedingt beschützen will
und wovor ? oder aber eben nicht. Eigentlich sind das
Vorbereitungen, die man für jede neue Rolle trifft. Für
mich persönlich war das dieses Mal als Gitta jedoch sehr
dramatisch. Denn es ging u. a. um die inneren Wege,
die Gitta geht. Die müssen nicht sichtbar sein, doch sie
schwingen stets mit und erklären irgendwann, warum
sie da hin kommt, wo sie am Ende steht.
Ich möchte in diesem Zusammenhang den wunderbaren
Kameramann Alexander Fischerkoesen erwähnen,
mit dem ich mich auf diesem Weg sehr wohl gefühlt
habe. Ich habe mich bemüht, das Ganze etwas sächsisch
anzulegen ? das hab? ich hinterher nur schwer wieder
rausgekriegt... Das habe ich allerdings nur für die Rolle,
nicht wegen der Geschichte getan. Denn die Geschichte
könnte überall spielen, unabhängig von bestimmten
Städten und Milieus. Und das ist, wie ich fi nde, das
Erschreckende daran."
Chiara Schoras als verprügelte Ehefrau. © MDR/Saxonia Media/Junghans |
Chiara Schoras
"Wir hatten einen sehr guten Stuntkoordinator, der meinen
Fernseh-Ehemann Thomas Huber und mich perfekt
einwies. Thomas und ich verabredeten auch, dass wir
sofort aufhören, wenn es mir wehtut... Aber wir mussten
feststellen, dass es nicht so einfach ist, wenn man die
Rollen glaubhaft darstellen will. So bekam ich viele blaue
Flecken ab. Und an dem Tag, an dem wir die meisten
Prügelszenen drehten, konnte ich nicht mehr: Ich wollte
einfach nicht mehr geschlagen werden und rannte raus.
Thomas und ich haben uns in den Arm genommen. Ich
hätte nie gedacht, dass ich jemals so etwas erlebe.
Ich finde es dennoch richtig, diese Gewalt konkret zu zeigen,
denn sie kommt in Familien wahrscheinlich öfter vor,
als man meint ? nach außen scheint alles in Ordnung,
und hinter verschlossenen Türen ist alles kaputt. Und
mittendrin die Kinder, die alles mitkriegen und teilweise
ebenso Opfer von Aggressionen werden. Wie verkraften
das kleine Seelen? Der Film beantwortet diese Fragen
eindeutig: gar nicht. So überträgt sich dieses Täter-Opfer-
Muster automatisch auf die nächste Generation, und das
macht es immer schlimmer."
Thomas Huber spielt einen Ehemann, der sich an seiner Frau vergreift. © MDR/Saxonia Media/Junghans |
Thomas Huber
"Ich wollte den prügelnden Ehemann möglichst nah
an mich heran lassen und ihn nicht einfach nur auf
irgendein Milieu abschieben, das nicht meines ist. Das
heißt: Rüdigers Aggression ist ein familiärer Folgeschaden,
er tut, was er selbst erlebt hat ? und das ist etwas,
was jedem von uns widerfahren kann. Dazu gehört
jemand, der es mit sich geschehen lässt, zumindest
für eine bestimmte Zeit. Ein stiller Pakt im Käfig einer
Kleinfamilie. Bedrückend fand ich das Haus, in dem wir
gedreht haben: fadenscheiniges häusliches Glück mit
Rabatten...
Meine Partnerin bat ich, mir sofort zu sagen,
wenn ihr was weh tut. Als die heftigen Szenen gedreht
waren, standen wir uns etwas hilfl os gegenüber. Der Körper
hat doch etwas erfahren, das der Verstand nicht ernst
nehmen will. Jedenfalls war sie ganz schön mutig dabei.
Und für mich war das durchaus schwierig, den Schläger
zu geben ? es brauchte enorme Überwindung. Später
habe ich mich an die Momente in der Vergangenheit
erinnert, in denen ich selbst geschlagen habe oder kurz
davor war. Das war der unangenehmste Teil - zu begreifen,
dass so etwas vielleicht in jedem Menschen steckt."
MDR-Pressemappe
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