"Dieser Film ist ein Aufruf zur Versöhnung"
Interview mit Autor Felix Mitterer
Sie haben gesagt, dass das Ihr wichtigster TATORT ist. Warum?
Dieser Film ist ein einziger Aufruf zur Versöhnung. Es geht nicht darum, Gräben wieder aufzureißen. Und bei uns wird es besser als bei Shakespeares "Romeo und Julia": Es müssen die Liebenden nicht sterben, damit die Väter sich die Hände reichen. Dieser TATORT ist deshalb so wichtig für mich, weil er von allen bisherigen der Wirklichkeit am Nächsten kommt. Wichtig auch deshalb, weil Telfs mein Heimatort geworden ist und ich das gesamte Umfeld kenne. Und miterlebt habe, was dieser Bürgermeister mitmachen musste, als er erlaubte, ein Minarett zu bauen. Wozu er gesetzlich eigentlich verpflichtet war, denn es gibt ja Religionsfreiheit. Das ging hin bis zu Morddrohungen.
Felix Mitterer, Bild: ORF/Franz Neumayr |
Haben Sie vor Ort in Telfs recherchiert?
Ja, und für mich war es daher nahe liegend, dass ich diese Tiroler Gemeinde als Schauplatz vorschlagen würde. Telfs hat sich schon zu einem Zeitpunkt um Integration, Anerkennung und Förderung der türkischen Mitbürger gekümmert, als davon in anderen Gemeinden noch keine Rede sein konnte. Andererseits ist auch die türkische Gemeinde um ein friedliches Zusammenleben bemüht.
Wie sind Sie auf den Titel "Baum der Erlösung" gekommen?
Das Entsetzliche ist, es gab diesen "Baum der Erlösung" wirklich in Tirol, allerdings nicht in Telfs. Wo sich junge Türken aufgehängt haben, weil der Vater sie zwingen wollte, jemanden zu heiraten, den sie nicht heiraten wollten. Der Besitzer des Waldstückes hat diesen Baum inzwischen gefällt, damit sich da niemand mehr umbringt. Aber die Erinnerungsstücke, die Freunde unter diesen Baum gelegt haben, sind immer noch da. Das waren für mich zwei sehr dramatische Ausgangspunkte für diese Geschichte - der Gebetsturm, der so viel Aufruhr verursacht hat, und dieser unheimliche Baum.
Welchen Wunsch haben Sie für 2009, den Sie sich unbedingt erfüllen wollen?
Das hat mit meinem Beruf zu tun. Wir planen unter dem Arbeitstitel "Russen Saga" ein Fortsetzung meiner in Österreich und Deutschland mehrfach ausgezeichneten "Piefke Saga" mit den Figuren von damals wie u. a. Dietrich Mattausch, der den "Karl Friedrich Sattmann" spielte, und Tobias Moretti als Skilehrer. Alles 20 Jahre später, weil ja inzwischen auch nach Österreich sehr viele russische Gäste kommen. So dass nicht mehr "Herr Sattmann" in der Gästeliste an erster Stelle steht, sondern die Russen. Ich hoffe, dass wir das 2009 drehen können. Es ist ein unglaubliches Geschenk für einen Autor, aber man fürchtet sich auch davor. Denn es ist sehr schwer, einen solchen Erfolg zu wiederholen.
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