Kurt Sagatz schreibt im Tagesspiegel am 18. Mai 2008 über das Zusammenspiel von Thiel und Boerne:
So typisch das alles für einen ?Tatort? aus Münster ist, so wenig war selten von dieser Stadt in der westfälischen Provinz zu sehen. Keine Autofahrt über den Prinzipalmarkt mit Blick auf St. Lamberti, wo einst die Wiedertäufer in Käfigen am Kirchturm hingen. Und auch der St.-Paulus-Dom mit seinen prägnanten mit Grünspan überzogenen Kupferdächern kommt nur ganz kurz ins Bild, aus äußerst ungewöhnlicher Perspektive eines Motorseglers.
Während Boerne und Thiel als Einzelpersonen ihre Besonderheiten immer überzeugender präsentieren können, gelingt es kaum noch, die gegenseitige Widerborstigkeit aufrecht zu halten. In einer Szene redet der Kommissar den Mediziner versehentlich mit ?Du? an und Boerne erkundigt sich verwundert, wann er Thiel diese Anrede gestattet hat. Der Streit in dieser Szene schließt das zwar tatsächlich aus, ansonsten fragt sich der Zuschauer im 13. Münster-?Tatort? schon, wie lange der bärbeißige St.-Pauli-Fan seine demonstrativ zur Schau getragene Antipathie gegen den Society-Snob Boerne noch aufrecht erhalten will ? vor allem, wenn dieser den Streit mit einem Six-Pack Bier beizulegen versucht. Dass dieses ?Tatort?-Duo dennoch funktioniert, liegt an den kriminalistischen Geschichten selbst. Sicherlich wäre dieser Münster-Krimi ohne Originale wie Christine Urspruch, Mechthild Großmann und Claus D. Clausnitzer nur halb so unterhaltsam. Dennoch muss es den Autoren immer wieder gelingen, genügend Spuren zur Aufklärung des Verbrechens zu legen. Typisch Münster daran ist, an welchen Orten die Beweise versteckt werden.