Mord im Flughafenhotel
Der HR-TATORT "Der tote Chinese" ist einer dieser neueren deutschen Kriminalfilme, die sich der Globalisierung annehmen. Achtung, kein Witz: Treffen sich ein Chinese und ein Russe im Frankfurter Airporthotel... Sie reden, trinken, torkeln. Und am nächsten Morgen gibt es einen von beiden nur noch als Leiche. Tony Wang, der Chinese, wurde ermordet.
Tony Wang trifft sich mit Shavkat Nazarov, Bild: HR/DEGETO/Bettina Müller |
Der Fall erweist sich als viel komplizierter, als es zunächst den Anschein hat, als am Flughafen ein Chinese mit Tony Wangs Papieren eincheckt ... Es handelt sich um Wen Hai Wan, einen Mitarbeiter der Reinigungskolonne, der den Toten zufällig beim morgendlichen Putzen entdeckte und kurzerhand die Identität des Opfers annahm. Der Grund: Wan braucht Papiere, um endlich nach Amerika zu seiner Familie reisen zu können. Dass der Tote ihm frappierend ähnlich sieht, begreift er als seine große Chance.
Wen Hai Wan hat den getöteten Tony Wang als erster entdeckt, Bild: HR/DEGETO/Bettina Müller |
Kein normaler Mordfall
Dellwo und Charlotte Sänger versuchen zunächst, die Mordnacht zu rekonstruieren. Als sie den aus einer ehemaligen Sowjetrepublik stammenden Geschäftsmann Shavkat Nazarov verhören, wird ihnen klar, dass es sich nicht nur um einen Mordfall handelt. Irgendwo in Frankfurt steht ein Container mit chinesischen Flüchtlingen ohne Nahrung und Wasser, das windige Ganoven-Duo Jens Richter und Robert Roetgen wartet nun vergeblich auf Tony Wang, den Mann, der mit ihnen den Menschenhandel ausdealte. Für die Polizei ein Wettlauf gegen die Zeit, für die brutalen Verbrecher ein Kampf um ihr Geld, für die armen Menschen im Container ein Martyrium ohne gleichen.
Dolmetscherin Min Li Sun, Charlotte Sänger, Tagungsleiter Wolf Dieter Hübner und Fritz Dellwo, Bild: HR/DEGETO/Bettina Müller |
Flughafenthriller
Hendrik Handloegten, der mit David Keller auch das Drehbuch verfasste, inszenierte einen Film, der in seinem starken ersten Drittel wie ein packender Flughafenthriller anmutet: international, spektakulär, sexy. Schade, dass sich der Film nicht komplett auf den reizvollen Plot aus der Airport- und Hotelszenerie beschränkt.
Im Folgenden erweisen sich die Ermittlungen zwischen Smalltalk und gedolmetschten Verhören doch als überaus zäh. Für Spannung sorgt da lediglich die Frage, welche Rolle die zauberhafte Dolmetscherin Min Li Sun und Tagungsleiter Wolf Dieter Hübner spielen. Tony Wang war immerhin ein hochkarätiger Gast auf Hübners Veranstaltung... Wer durchhält, wird dann jedoch mit einem durchaus furiosen Finale entschädigt.
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