"Manchmal umweht uns so ein Hauch einsamer Wolf"
Interview mit Udo Wachtveitl
Franz Leitmayr mit Salima, Bild: BR/Barbara Bauriedl |
Der TATORT greift immer wieder gesellschaftlich heiße
Themen auf, wie gefällt Ihnen das persönlich?
Ja, ich finde es muss um was gehen! Nicht nur um die Frage
wer der Mörder ist, sondern darum, etwas von der Welt zu
erfahren. Das ist ja die Grundvereinbarung bei jedem
TATORT, dass der Zuschauer an die Hand genommen und
durch eine ihm bis dahin fremde Welt geführt wird.
Haben Sie eine Ahnung, warum die Franzosen gerne
Ganovenfilme drehen, während wir Deutsche Kommissar-
Filme lieben?
Die alte linksrheinische Lust am Bestreiten der Autorität?
Vielleicht sind die Franzosen auf der Seite einer individuellen
Moral und die Deutschen auf der Seite des Gesetzes.
Vielleicht die deutsche idealistische Idee, dass Gesetz und
Moral deckungsgleich sein sollten, dass also die Rechtspraxis
moraldurchtränkt sein soll. Was eigentlich kein
schlechtes Ideal wäre, besser als so ein schickes Flirten mit
dem Regelverstoß.
Leitmayr und Batic glauben also an das Gute?
Jedenfalls leiden wir nicht an der Erkenntnis, dass die Welt
im Grund verrottet und verloren ist. Wir sind keine professionellen
Pessimisten, wir versuchen tapfer, ein Mindestmaß
an Ordnung zu schaffen. Und wo die Welt schlecht ist,
da leisten wir tapfer Widerstand.
Der Pförtner kondoliert der Familie Hübner, Bild: BR/Barbara Bauriedl |
Wie spiegelt sich diese Haltung im Humor der Kommissare?
Unser Humor ist kein böser und zynischer. Oft versucht
man sich ja durch zynischen Humor die Welt vom Hals zu
halten. Und wir haben, hoffe ich, meistens einen anderen
Humor ? einen positiven...
Es gibt so eine zynische Weltverneinung, die einfach nur
eine scheiß- schicke Pose ist: Lederjacke, Pappbecher zerknüllen
und "manchmal hasse ich meinen Job" murmeln.
Und das ist dann die Aufforderung an den Zuschauer mich
toll zu finden, weil ich leide.
Ich rede jetzt nicht einer Happy-go-Lucky-Haltung das Wort.
Man muss die Welt in ihrer Gesamtheit in all ihren Facetten
und Strömungen begreifen.
Bayerisch ist ja zur Zeit als Dialekt geradezu en vogue. Aber
im TATORT geht es mäßig zu, was die Mundart betrifft.
Warum?
Es ist eine mit Einsicht geschluckte föderale Kröte, diese
Zahmheit im Dialekt. Von mir aus könnt?s ruhig a bisserl
mehr sein. Aber für die Leute im Norden wollen wir ja auch
verständlich sein.
Die meisten Fernsehkommissare werden als einsame Wölfe
beschrieben. Sie sind ja auch beide Singles. Ein Clou, damit
Sie für romantische Damen zur Projektionsfläche werden?
Ach, manchmal umweht uns so ein Hauch "einsamer Wolf".
Aber eigentlich stimmt das nicht ganz. Wir sind ja schon
nicht einsam, weil wir zu zweit sind. Und zwei einsame
Wölfe ist ja schon nix - irgendwie!
BR-Pressemappe
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