"Ich habe mich auf die Herausforderung gefreut"
Interview mit Regisseurin Dagmar Knöpfel
Sie haben Kunstgeschichte studiert, also einen kleinen
Umweg genommen zur Regie. Wie kam es dazu?
Ich wollte schon mit achtzehn auf die Filmhochschule, habe
mir die Unterlagen besorgt und dachte "oje, das schaff ich
nicht", habe mich also nicht getraut.
Dagmar Knöpfel, Bild: BR-Pressemappe |
Da ich aber doch eine künstlerische Ausbildung machen
wollte, bewarb ich mich an der Kunstakademie, was mir
leichter erschien. Das war es natürlich nicht, die Bewerbung
wurde abgelehnt, und ich studierte dann erst mal
Kunstgeschichte. Abends war ich dann Dauergast im
Filmmuseum, es wurde zu einer Art zweitem Wohnzimmer
für mich. So wurde ich allmählich sicherer in dem Wunsch,
selber Filme zu machen ? diese wunderbaren "Lichtbilder" ?
etwas zu schaffen, durch das auch ich mich mit anderen
Menschen in Verbindung setzen kann.
Vorbilder? Lieblingsregisseure? Wer hat Sie beeinflusst?
Früher hatte ich Lieblinge, Pasolini und die Neorealisten, die
Franzosen,- das hat Spuren in den ersten Übungsfilmen hinterlassen.
Im Laufe der Zeit kamen dann viele andere Regisseure und
Filme hinzu?da ist es schwer zu sagen, wer einen beeinflusst
hat. Ganz besonders bewundere ich aber zum Beispiel
Jean Renoir und seinen Film "La règle du jeu". Das ist ein Film
mit einer offenen Struktur, der dem Zuschauer die Freiheit
lässt, wohin er seine Aufmerksamkeit wenden möchte.
Bekannt sind Sie durch Ihre Trilogie über historische
Frauenfiguren. Hatten Sie Bammel vor Ihrem ersten TATORT?
Ja schon, aber ich habe mich auf die Herausforderung gefreut.
Der TATORT ist schließlich die Königsdisziplin im
Fernsehen. Es wurde dann auch wirklich eine
Herausforderung, da ich einen komplexen Stoff vor mir sah,
mit vielen Figuren,die alle ernst genommen werden wollten.
Und da war eine hintergründige Thematik im Buch, die uns
allen - dem ganzen Filmteam - ein großes Engagement
abverlangte, eine Thematik, die das Opfer (Werner Hübner)
einmal sehr klar formuliert:
Regisseurin Dagmar Knöpfel am Set, Bild: BR-Pressemappe |
"...ihr wollt alle nichts wissen. Ihr macht die Augen zu..."
Dieser Kernsatz hat dann auch unser visuelles Konzept inspiriert.
Wir wollten das "Böse" nicht zeigen, nicht ausstellen,
sondern eine Welt zeigen, in der nach außen hin alles in
Ordnung ist, in der aber dennoch der Kern des "Bösen"
schlummert. Der Film ist hell, die Ausstattung und die
Kostüme sind hell und manchmal sogar glänzend und die
Handkamera von Martin Farkas haucht den Orten ein
scheinbar sanftes Leben ein.
Wie haben Sie Zugang gefunden zu dem Thema "medizinische
Versuche"?
Das Thema ist ja momentan in der Presse sehr präsent. Fast
jeden Tag gibt es im Bereich der Genforschung Neuigkeiten,
und die Medizin macht in diesem Bereich die größten
Fortschritte.
Insofern fand ich das Thema schon beim ersten Lesen interessant.
Frau Bellmann hat mich dann mit ihrer umfangreichen
Materialsammlung versorgt und zusammen mit
Brigitte Hobmeier war ich in Großhadern in der Abteilung
für Tierversuche. Wenn man da die Tiere sieht, an denen
Versuche vorgenommen werden, steckt man gleich selber
drin in einer Ambivalenz, die uns alle betrifft. Wir wollen
immer modernere und bessere Medikamente, da ist es nicht
angenehm zu erfahren, dass vielleicht das Medikament, das
einem Vater eine Beinamputation erspart, oder einem Kind
das Leben rettet,vorher an vielen Tieren schmerzhaft erprobt
wurde.
Historisch betrachtet scheint es so zu sein, dass seit der griechischen
Antike bis heute der medizinische Fortschritt in
engem Zusammenhang mit Menschen- oder Tierversuchen
steht.
Auf jeden Fall ein großes Thema, das von uns nur angetupft
werden konnte.
Was wünschen Sie Ihrem TATORT?
Ich wünsche mir, dass unser Film die Zuschauer nachdenklich
stimmt...
BR-Pressemappe
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