"Aus meiner Sicht sind die beiden Charaktere
so stark miteinander verknüpft, dass sie
eigentlich bereits ein Paar sind"
Interview mit Maren Eggert anlässlich des TATORTs "Borowski und die einsamen Herzen"
Welche Funktion hat die Polizeipsychologien Frieda Jung
in diesem Ermittlungs-Duo?
Ihre Rolle richtet sich nach dem jeweiligen Fall und läuft
immer über die Figur Borowski ? weil er z.B. das Gefühl hat,
sie zu brauchen, oder einfach nur gerne mit ihr gemeinsam
ermittelt. Manchmal ordnet auch ihr Chef Schladitz die
Zusammenarbeit an und Borowski tut dann meistens so,
als ob ihm das gar nicht passt. Frieda Jung ist nicht automatisch
in die Fälle involviert, sondern wird immer mit
hineingezogen ? von Haus aus ist Ermittlung ja gar nicht
ihr Gebiet. In diesem Fall dreht sich alles um Borowski,
der als Liebes-Lockvogel fungiert, wodurch sie etwas mehr
im Hintergrund agiert.
Maren Eggert spielt im Kiel-TATORT die patente und attraktive Psychologin Frieda Jung (Bild:NDR/Marion v.d. Mehden) |
Wie genau sieht Frieda Jungs Fachgebiet aus?
Wir sind immer davon ausgegangen, dass die Polizeipsychologin
sich mehr um die Opferbetreuung kümmert oder in
kritischen Situationen eingeschaltet wird ? etwa wenn
jemand auf dem Dach steht und damit droht, herunter zu
springen. Manchmal müssen auch intern Kollegen betreut
werden, die von einem schlimmen Einsatz traumatisiert sind.
Die Ermittlung ist erst einmal Borowskis Job, aber dann
gibt es immer wieder Punkte, wo er gerne ihren Rat einholt.
Ignoriert Frieda Jung Borowskis Tagträume oder hält sie
sie für Geistesabwesenheit?
Ich glaube, Frieda will diese Seite Borowskis nicht sehen.
Ich schätze sie ähnlich verkrampft ein wie Borowski, und
sie ist eine Person, die nicht genau weiß, was sie will ? von
Männern im Allgemeinen und Borowski im Speziellen.
Da sie ein distanzierter Typ ist, sind ihr diese Situationen,
in denen Nähe entstehen könnte, eher unangenehm.
Um sich selbst zu schützen, tut sie dann so, als ob sie
nichts von seinen Träumereien bemerkt.
Wäre denn Borowski ein passender Partner für sie?
Wahrscheinlich schon ? die beiden hätten sicher ein paar
Dinge zu klären, aber nicht mehr als schon jetzt. Aus meiner
Sicht sind die beiden Charaktere so stark miteinander
verknüpft, dass sie eigentlich bereits ein Paar sind, ohne
dass sie sich das eingestehen könnten.
Wird da noch mehr passieren?
Das darf ich natürlich nicht verraten ... aber ich persönlich
würde das gut finden. Die beiden sind schon so lange umeinander
herumgeschlichen, ohne dass etwas ausgesprochen
wurde. Es wäre doch an der Zeit, dass sie sich mal näherkommen
? auch wenn man dabei möglicherweise feststellt,
dass man doch nicht zueinander passt. Dieses ewige
Getänzel ist für alle Beteiligten eher nervenaufreibend.
Komissar Borowski und Frieda Jung stellen den Tathergang nach - auf dem Sofa. (Bild:NDR/Marion v.d. Mehden) |
Haben Sie sich schon einmal mit dem Thema Dating
beschäftigt?
Nein eigentlich nicht ? in der Szene kenne ich mich nicht
aus. Aber ich kann den Wunsch, einen Partner zu finden,
gut nachvollziehen. Für viele Leute ist diese Form des
Dating sicher eine gute Möglichkeit, aber für mich persönlich
ist es befremdlich, weil ich mir einfach nicht vorstellen
kann, mich auf diese Weise in jemanden zu verlieben.
Mich stört daran die Planung und der Vorsatz, unbedingt
jemanden kennen lernen zu müssen ? aber ich möchte
darüber nicht urteilen.
Wie ist die Zusammenarbeit mit Milberg und haben Sie
Einfluss auf die Gestaltung der Figuren?
Ja, das kann man schon sagen. Wir bekommen die Drehbücher
frühzeitig und können darauf Einfluss nehmen und
uns auch untereinander absprechen, in welche Richtung
man die Geschichte anlegen könnte. Aber das ist ein sehr
komplexer Vorgang, bei dem viele Leute mitreden ? vor
allem auch der Regisseur, der am Ende das Sagen hat. Ich
würde sagen, dass die Entwicklung der Figuren über einen
längeren Zeitraum ein Gruppenprozess ist ? ich habe dabei
immer die Freiheit, Dinge abzulehnen, die meiner Figur nicht
entsprechen. Natürlich muss man bei diesen Entscheidungen
auch immer die fantasie der Autoren respektieren.
Wie war die Zusammenarbeit mit Lars Jessen?
Frieda Jung und Borowski im Cafe "Möller" (Bild:NDR/Marion v.d. Mehden) |
Der Lars hat sich bei uns sehr wohl gefühlt ? das passte
einfach wie Deckel auf Topf. Es wäre schön, wenn wir
wieder was zusammen machen könnten. Jeder Regisseur
reagiert ja anders auf die Tatsache, dass es bei uns ein
festes Ensemble gibt, und man spürt schon große Unterschiede
in der Arbeitsweise. Lars hat sich dem Thema gut
angenähert, weil er eine sehr bodenständige und humorvolle
Art hat, die gut zu unserem Team passt. Der Regisseur
muss einen eigenen Zugang finden, ohne dabei zu dominant
zu sein und alle bisherigen Errungenschaften über
Bord zu werfen. Es funktioniert meistens nicht, wenn ein
Regisseur das Rad ganz neu erfinden will. Ich fand es ganz
besonders positiv, dass Lars gut auf unsere spezielle
Humorebene eingestiegen ist und die Skurrilität der Charaktere
bewahrt hat. Das Buch war ja in diesem Fall ganz
besonders komödiantisch geschrieben.
Welche weiteren Pläne haben Sie?
Im Sommer habe ich bei den Salzburger Festspielen die
Amalia in Schillers ?Die Räuber? gespielt. Die Theatersaison
in Hamburg beginnt dann mit der Premiere des gleichen
Stücks. Da ich ein festes Engagement am Thalia Theater
habe, bin ich in der nächsten Spielzeit gut ausgelastet.
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