Über die Sehnsucht
"You're nobody til somebody loves you", singt Dean Martin zu Beginn. Passt bestens zu diesem neuen TATORT aus Kiel, in dem es weniger um die Liebe selbst als vielmehr um die verzweifelte Suche nach ihr geht.
Und, wie schön: In Kiel ist die Welt noch in Ordnung. Da surft niemand im Internet. Nein, hier werden die potenziellen Partner noch per Anzeige in der Lokalzeitung gesucht. Drei Männer haben das so getan. Und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Alle wurden sie mit einem "Faustmesser" erstochen. Kommissar Borowski muss undercover ermitteln.
Frieda Jung und Borowski diskutieren über die "Undercover"-Anzeige, Bild: NDR/Marion von der Mehden |
Durch ausgiebige Komik fiel der Kieler TATORT bislang nicht gerade auf. Und das, obwohl Hauptdarsteller Milberg zweifellos über eine besondere Form des Humors verfügt, wie er zuletzt unter anderem in der ZDF-Serie "Doktor Martin" bewies. Aber: Der Krimi aus dem Norden war bisher stets etwas spröde und düster. Diesmal jedoch setzte sich Regisseur Lars Jessen zum Ziel, die humorvolle Seite seiner Landsleute - er selbst kommt aus Kiel - zu zeigen. Was wunderbar gelingt.
Tödliche Kontaktanzeigen
Drei tote Männer, alle zwischen 40 und 50. Alle auf die gleiche Weise ums Leben gekommen. Sie hatten eine Kontaktanzeige aufgegeben und dafür mit dem Leben bezahlt. Es ist klar, was geschehen muss: Borowski schaltet selbst ein Inserat und trifft sich mit den Damen. Eine wunderbare Szene ist das, wie in schnellen Schnitten eine Grazie nach der anderen gegenüber im Kaffee Platz nimmt? "Soso, sie segeln also. Ich mag ja Pilates." Borowski ist überfordert, ohne Flirt-Gen, ratlos.
Gundula kommt mit Borowski nach Hause und löst Anne ab, Bild: NDR/Marion von der Mehden |
Früh schon fällt ihm Gundula Beck auf. Sie entlarvt ihn sofort als Lügner und verlässt das Lokal umgehend wieder. Borowski bleibt dran und lernt sie sowie ihre beste Freundin Anne kennen. Beide antworten regelmäßig auf Kontaktanzeigen. Schritt für Schritt offenbart sich dem Kommissar ein ganzes Netzwerk. Man kennt sich untereinander, und so mancher Herr betreibt das Kontaktgeschäft schon ziemlich professionell. Da werden auf die Briefe, um nicht durcheinanderzukommen, schon mal praktische Abkürzungen gestempelt: "GS steht für Gesprochen, GT steht für Getroffen, und GF steht für ... na ja, Sie wissen schon."
"Nichts trennt mehr als die Sehnsucht"
"Borowski und die einsamen Herzen" hat seine heiteren Momente, funktioniert aber auch als klassischer Krimi gut. Verdächtige werden serviert, der Zuschauer darf fröhlich mitraten, und am Ende kommt es gar zu einem spannenden Showdown. Dezent weiterentwickelt wird außerdem die Beziehung zwischen dem Ermittler und der Polizeipsychologin Frieda Jung. Aber, wie heißt es so schön: "Nichts trennt mehr als die Sehnsucht."
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