Ein spürbarer Vorteil?
Der TATORT Todesstrafe, der den ersten Fall neuen Ermittler-Duos aus Leipzig bildet wurde erst als zweiter Film gedreht - mit Absicht.
Die TATORT-Folge Todesstrafe wurde vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) aber nicht zur ersten gesendeten Folge, der Einstiegsfolge, gemacht, weil sie nachträglich als "besser" eingestuft wurde als die erste gedrehte Folge Ausweglos, sondern: Der Sender hatte dies von vorneherein schlicht so geplant.
Premierenfilm wird bewusst als zweiter Film gedreht
Produzent Jan Kruse, Regisseur Hajo Gies und Redakteur Sven Döbler drehten Ausweglos bewusst als ersten TATORT mit dem neuen Team, Bild: MDR/Axel Berger |
Hintergrund für dieses Produktionsverhalten bei einigen Sendern ist das sogenannte "Einspielen". Der Premierenfilm wird dabei bewusst als zweiter Film produziert. Beim ersten Dreh sollen sich Darsteller und Team eingewöhnen, aufeinander einstellen können. Vor allem aber sollen die Darsteller ihre Figuren beim ersten Spielen "kennenlernen" um - salopp gesagt - beim Premierenfilm dann auf Betriebstemperatur zu sein und "Höchstform" zu bieten. Die Darsteller können so die neue Figur etwas genauer und überzeugender spielen.
Völlig unüblich ist dies bei anderen Filmreihen und -serien nicht, auch nicht am TATORT: auch Thomas Bohn drehte die ersten beiden Casstorff-TATORTe Exil! und Hasard! in der umgekehrten Reihenfolge, wie sie dann gesendet wurden. Es muss also für manche Filmemacher und Produzenten durchaus einen "spürbaren" Vorteil für diese Produktionsweise geben.
Dennoch dürfte dies produktionstechnischer Luxus sein. Viele Sender können davon schon aus Zeitgründen keinen Gebrauch machen; manche können ihre TATORTe gar nicht in so kurzen Abständen drehen (und senden), weil sie nicht die nötigen Produktionsmittel haben oder prinzipiell nur wenige TATORTe produzieren. So dürfte diese Produktionsweise nur auf die großen Sender beschränkt sein - theoretisch.
Merkt es der Zuschauer eigentlich?
Es zeigt sich nämlich auch: Selbst wenn - wie beim Start von Saalfeld/Keppler und Casstorff - der Zeitabstand zwischen den beiden Sendeterminen mit einigen Wochen sehr kurz ist und die Sender diese Produktionsweise einplanen, macht nicht jeder Sender davon auch wirklich Gebrauch. Beim Start von Batic, Flemming oder Haferkamp beispielsweise war der Abstand zwischen den Austrahlungen auch sehr kurz - es wurde trotzdem streng in der Reihenfolge gesendet, in der die Filme auch gedreht wurden.
Und so erfolgversprechend dies auch für einige TATORT-Macher sein mag - letztlich haben viele andere Einstiegsfolgen, die auch als erste gedreht wurden, keine wirklich spürbaren Nachteile gegenüber solchen Einstiegsfolgen, die erst als zweite in einer Serie gedreht wurden. Außerdem merkt der Zuschauer dies eventuell gar nicht.
Bei Saalfeld und Keppler werden die Zuschauer ohnehin erst erst Anfang Juli beurteilen können, ob es für den Mitteldeutschen Rundfunk wirklich keinen anderen Ausweg gab - denn erst dann wird der zweite TATORT mit dem passenden Titel Ausweglos gesendet.
Francois Werner
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