Wiener Mélange
Nach einem Autounfall findet die Polizei fünf Leichen im brennenden Wrack - drei davon sind entkleidet und längst vor dem Unfall verstorben. Schnell kristallisiert sich heraus, dass Moritz Eisner nach Verbrechern fahnden muss, die mit menschlichen Leichen handeln. Dies klingt zwar unheimlich makaber und spektakulär - ist es aber nicht!
Ganz im Gegenteil: "Exitus" ist weder spannend noch schockierend, sondern ....
Bild: rbb/ORF/Cult-Film/Georg Bodenstein |
.... ein wenig nachdenklich,....
.... im Umgang mit einem schwierigen Sujet. Eisner und seine Entourage stehen dem Verbrechen beinahe fassungslos gegenüber und sinnieren im Zuge der Ermittlungen - beinahe etwas zu reflektiert, um glaubhaft zu wirken - über die verschiedensten Erklärungsmodelle. Als Tatmotiv kommen für die Ermittler der Handel mit Organen oder Versuche der Waffenindustrie an Leichen in Frage. Aber auch bei der Plastinierung zu Ausstellungszwecken und in Experimenten, in denen Verstorbene als Crash-Test-Dummies dienen, werden Leichen verwendet.
Sicherlich ein ebenso heikles wie komplexes Thema, dem man allerdings nicht allein dadurch gerecht wird, dass der Kommissar sich gegen jede Art der Verwendung des menschlichen Körpers ausspricht - auch wenn sie der Wissenschaft noch so dienlich sein mag. Vielleicht hätte man diese Frage auch unkommentiert stehen lassen können. Schließlich muss jeder früher oder später seine eigene Antwort finden.
Bild: rbb/ORF/Cult-Film/Georg Bodenstein |
.... skurril und etwas pathetisch,....
Zwischen all den Grausamkeiten mit denen es Eisner zu tun hat, wirkt der verschrobene Professor der Anatomie, beinahe schon erfrischend. Im Keller der Anatomie, den er liebevoll "Frankensteins Ersatzteillager" nennt, scheint er sich - inmitten der eingefrorenen Leichenteile - erst richtig wohlzufühlen. Stolz präsentiert er die Büste seines verstorbenen Kollegen, den er selbst präpariert hat und auf der Flucht vor Eisner legt er sich vampirsgleich zu seinen Leichen. Doch bei aller Ironie der Inszenierung des Professors steht auch er für ernsthaftes Anliegen. Sein Leben hat er der Wissenschaft verschrieben, deren Pathos und Nutzen er stolz heraufbeschwört und über Eisners ethische Bedenken stellt, denn: "Hier freut sich der Tote dem Lebenden zu dienen"
Bild: rbb/ORF/Cult-Film/Georg Bodenstein |
.... peinlich verliebt,...
Sicherlich - das Publikum gönnt Moritz seine neue Liebe. Dass das junge Glück aber gleich inklusive Eisners Tochter als perfekte Patchwork-Familie auf einem Homevideo zu sehen sein muss, ist peinlich, die obligatorische Tragödie vorprogrammiert und die ganze Episode somit mehr als überflüssig.
.... zu altklug,....
Ob Eisners Tochter sich bemüht, eine Frau für ihren Vater zu finden, ihm verständnisvoll zuhört und sich dessen Problemen annimmt - man fragt sich ständig, wann sich eigentlich Claudias Wandel vollzogen hat. Der Wandel von dem nervigen Kind zu einem altklugen Teenager, der sie mittlerweile geworden ist.
Bild: rbb/ORF/Cult-Film/Georg Bodenstein |
.... gewöhnlich,....
Auch gegen die typischen Alltagsprobleme eines Fernsehkommissars hat Eisner anzukämpfen: die Presse kommentiert jeden seiner Schritte, als running Gag findet er entweder keinen Parkplatz, kassiert Strafzettel oder wird abgeschleppt und Ärger mit seinem Chef hat der Kommissar sowieso. Trost findet er an der Imbissbude seines Vertrauens und um dem ganzen Fall ein persönlicheren Touch zu geben, nimmt sich Eisner dem Schicksal einer älteren Dame an, die er in den Tod begleitet - und das alles im Dreivierteltakt eines Wiener Walzers.
Sicherlich kein Highlight in der Geschichte der Reihe, aber alles in allem: keine schlechte Mischung!
Katharina Gamer
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