?Die Zusammenarbeit mit Regisseurin Angelina Maccarone fand ich besonders angenehm?
Gespräch mit Renate Becker
Helga Reimann bei den Vorbereitungen für das Erntedankfest, Bild: NDR/Christine Schroeder |
Im neuen ?Tatort: Erntedank e.V.? gehören Sie zum
Kreis der Verdächtigen.Was ist das Auffälligste an Ihrer
Gärtnerin Helga Reimann? Dass sie so unauffällig ist?
Als unauffällig würde ich sie nicht bezeichnen. Im Grunde
sind wir alle in der Kleingartenkolonie ein bisschen skurril,
leicht schräge Gestalten, wie man sie öfters in britischen
Filmen antrifft. Meine Figur ist zumindest nicht zimperlich
? sie zertritt schon mal lästige Schnecken oder befördert
einen Maulwurf mit dem Spaten ins Jenseits.
Als Kommissarin Charlotte Lindholm mit Kind in die
Gartenkolonie einzieht, bieten Sie ihr gleich Kuchen und
Würmer an. Ist das als freundliche Geste gemeint?
Einerseits ja, andererseits nein. Sie möchte austesten,
wie die Neue auf die Kompostwürmer reagiert, hat Freude
daran, Neulinge erst einmal abzuklopfen. Da ist viel kleinbürgerliche
Neugierde, aber auch Misstrauen gegenüber
Außenstehenden im Spiel. Schließlich verbindet die
Kleingärtner alle ein Geheimnis.
Hatten Sie insgesamt Vergnügen an dieser Produktion?
Ja, die Arbeit an diesem ?Tatort? hat bei mir einen sehr positiven
Eindruck hinterlassen. Zum einen ist das Drehbuch
schauspielerisch reizvoll, bietet den Schauspielern vielschichtige
Rollen, die Spielraum für die eigene Kreativität
bieten. Zum anderen fand ich die Zusammenarbeit mit
Regisseurin Angelina Maccarone besonders angenehm.
Sie ist klug und sehr klar im Kopf,macht davon aber kein
Aufhebens.Außerdem ist sie warmherzig und menschenfreundlich,
was mich bei dieser Intelligenz und diesem
genauen Blick für Menschen verwundert. Sie muss nicht
andere klein machen, um selbst groß zu wirken ? Zeichen
einer Reife, die man unter Regisseuren nicht immer findet.
Wie ging es am Set zu?
Angelina Maccarone strahlt eine große Ruhe und geradezu
buddhistische Gelassenheit aus. Da wird nicht herumgebrüllt.
Sie muss sich nicht aufplustern,um Autorität
auszustrahlen.
Hat sich die Atmosphäre in der Kleingartenkolonie
positiv ausgewirkt?
Wir haben sogar in mehreren Kleingärten gedreht, und
die Menschen dort haben uns sehr freundlich empfangen.
Ein sehr interessantes Motiv. Zudem waren alle Produktions-
Abteilungen, vom Kostüm bis zur Requisite, mit
enormer Kreativität bei der Sache.
Sie hatten Gastauftritte in mehreren ?Tatort?-Folgen,
aber auch anderen Krimis wie etwa der ARD-Serie ?Der
Fahnder?.Was reizt Sie an Krimis oder Krimirollen?
Auf das Genre kommt es mir gar nicht so an: Ich versuche
aber immer, soviel von mir einzubringen, wie ich kann,um
eine Figur zum Leben zu erwecken.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Maria Furtwängler
erlebt?
Ich war sehr von Frau Furtwängler angetan. Sie war immer
überaus kollegial ? trotz der großen Anstrengung.
Stimmt es eigentlich, dass Sie die Tochter von Helma Seitz
sind?
Ja, das ist richtig ? sie war Fräulein Rehbein in der Serie
?Der Kommissar? mit Erik Ode. Meine Mutter hat nach dem
Krieg übrigens einen Engländer geheiratet, mit dem sie
dann nach Amerika ging ? dort bin ich aufgewachsen.
Eine ungewöhnliche Rolle hatten Sie im Kinofilm ?Stille
Liebe? von Christoph Schaub. Hier spielen gehörlose
Schauspieler, die sich mit Gebärdensprache verständigen,
die Hauptrollen.Wie haben Sie diese ungewöhnlichen
Dreharbeiten erlebt?
Ich habe extra für diesen Film die Gebärdensprache
erlernt und bei den Gehörlosen erlebt, wie gut man sich
generell mit Gesten und mit Mimik verständigen kann.
Die Arbeit bei Film und Fernsehen erlaubt es mir, in viele
Lebenswelten einzutauchen ? ein großer Reiz meines
Berufs.
NDR-Pressemappe
|