"Wir hatten immer viel Spaß am Set"
Interview mit Julia Schmidt
Bild: NDR/Maria Krumwiede |
Eine schöne Überraschung am Schluss: In der Folge ?Und
Tschüss? erleben wir Sie wieder in der Rolle der Ermittlerin
Jenny Graf. Wie kommt es zu Jennys Rückkehr?
Als Jenny aus dem Kommissariat verschwand, war sie auf
einer Schulung. Dort hat sie als Beste ihres Jahrgangs
abgeschnitten und hatte daraufhin die Chance, ins Landeskriminalamt
zu wechseln. In dieser Episode wird Jenny
vom LKA beauftragt, zusammen mit einem LKA-Team in
Casstorffs und Holiceks Ermittlungen einzusteigen.
Drehbuchautoren können sich einiges einfallen lassen,
um Figuren verschwinden und zurückkehren zu lassen.
Hat Sie dieser Einfall überzeugt?
Ja, ich fand das glaubwürdig und vorstellbar, dass Jenny als
LKA-Beamtin hinzugezogen wird. Außerdem schmeichelt
es mir natürlich, dass ich so schlau bin, dass ich Karriere
beim LKA mache.
Verändert die neue Situation Ihre Rolle?
Im Kern ist die Rolle dieselbe geblieben. Ich bin allerdings
nicht mehr die Assistentin von Casstorff und Holicek, sondern
Chefin meiner eigenen Abteilung. Dennoch ändert
sich die Rollenverteilung zwischen Casstorff, Holicek und
mir nicht wirklich.
Mit alten Bekannten fällt man schnell in die alten
Rollen zurück. Kennen Sie dieses Phänomen auch privat?
Ja, wenn ich alte Freunde treffe, ist es manchmal genau
wie damals. Deshalb fand ich es stimmig, dass Casstorff
und Holicek sie gelegentlich so behandeln, als wäre sie
noch die kleine Assistentin.
In diesem ?Tatort? stoßen Casstorff und Holicek auf
Verbrecher, die krumme Geschäfte mit Elektroschrott
machen. Hat sie diese Idee von Autor und Regisseur
Thomas Bohn überzeugt?
Ja, Elektroschrott ist ein sehr aktuelles Thema, und ich
halte es für richtig, solche aktuellen Themen im ?Tatort?
zu behandeln.
Sie waren im Jahr 2000 mit dem Förderpreis des Deutschen
Fernsehpreises ausgezeichnet worden ? war diese
Auszeichnung Ihre Eintrittskarte zum ?Tatort??
Das kann sein, dass es so gewesen ist. Kurz nach dem
Deutschen Fernsehpreis bekam ich das Angebot für den
?Tatort?.
Zwischen dem bitteren Ernst der Ermittlungen ist immer
wieder Raum für Humor, gerade im Verhältnis zwischen
Jenny Graf, Casstorff und Holicek. Wie sieht das denn aus,
wenn die Kameras nicht laufen?
Es war immer ein großes Vergnügen, mit Robert Atzorn
und Tilo Prückner zu drehen. Wir hatten immer viel Spaß
am Set und in den Drehpausen. Es wurde nie bierernst.
Allerdings brach der Humor eher durch, wenn die Kamera
nicht lief.
Bedauern Sie das Ende nach immerhin elf Episoden, in
denen Sie mitgewirkt haben?
Ja, schon. Allerdings hatte ich meinen Abschied und die
entsprechenden Gefühle schon einige Folgen zuvor gehabt.
Damals habe ich sogar meinen liebevoll hergerichteten
Schreibtisch im Kommissariat vermisst. Ich wollte eigentlich
noch fragen, ob ich ein Souvenir vom Set mitnehmen
darf ? habe es aber dann vergessen, danach zu fragen.
Es kam auch für mich sehr überraschend, dass ich in dieser
letzten Folge noch einen Auftritt als Jenny Graf habe.
Einerseits ist es schade, dass dies zu Ende geht. Andererseits
ist es auch gut, wenn was Neues kommt.
Sollte Jenny Graf jetzt nicht öfters an die Seite von
Casstorff und Holicek zurückkehren?
Das kann ich gar nicht genau sagen. Jennys Rückkehr und
die Überlegung, diese Reihe zu beenden, liefen parallel.
Deshalb war ich nicht auf eine neuen, längeren ?Tatort?-
Einsatz eingestellt. Es hat mir natürlich großen Spaß
gemacht, beim Finale dabei zu sein.
Wenn Sie nicht drehen, arbeiten Sie gern auch am Theater.
Was spielen Sie zur Zeit?
Ich habe zuletzt in der Schweiz gespielt, am Luzerner
Theater im Dürrenmatt-Stück ?Das Versprechen?.
Und wann sehen wir Sie nach diesem ?Tatort? wieder
im Ersten?
Ich spiele zusammen mit Marianne Sägebrecht, Hans-Peter
Korff und Christoph M. Ohrt in dem ARD-Fernsehfilm
?Wer zuletzt lacht? ? da kämpfen einige sehr patente
Frauen gegen die Schließung einer Spielzeugfabrik.
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