?Ein Kommissar war auf meiner Filmografie
eher die Ausnahme?
Gespräch mit Mehmet Kurtulus
Bild: NDR/Christine Schroeder |
Im neuen ?Tatort? spielen Sie den LKA-Ermittler Attila
Aslan.Kommissar mit deutsch-türkischem Hintergrund,
das ist sowohl in der Realität als auch im Fernsehen
die Ausnahme.Hat Sie gerade das für diese Rolle
begeistert?
Natürlich machte es diese Tatsache umso spannender.
Doch hauptsächlich reizte es mich,Attila Aslan zu charakterisieren,
denn ein Kommissar war nun mal auch auf
meiner Filmografie eher die Ausnahme.
Wie haben Sie reagiert, als Sie das Angebot für die Nachfolge
von Robert Atzorn als Hauptdarsteller im Hamburger
?Tatort? auf dem Tisch hatten?
Ich habe meinen Bruder angerufen und ihm erzählt, er
könnte nächstes Jahr seine Tochter unbesorgt nach
Hamburg zum Studieren schicken. Die Straßen seien
sauber. Er fragte mich zögerlich, ob ich bei der ?Stadt?
angefangen habe. Ich sagte ja.
Haben Freunde und Verwandte ebenso reagiert
wie Sie?
Alle waren durch die Bank begeistert.
Können Sie uns schon einen klitzekleinen Ausblick auf
Ihre Hamburger ?Tatort?-Rolle als Kommissar Cenk Batu
geben? Und wann werden wir Sie erstmals in dieser Rolle
im Fernsehen erleben?
Es tut mir leid, aber es befindet sich gerade im Embryonalstadium.
Der Arzt sagt, im Herbst 2008 ist es soweit.
Zurück zum aktuellen ?Tatort? aus Hannover: Wie haben
Sie sich vorbereitet, um die Rolle des deutsch-türkischen
LKA-Ermittlers realistisch spielen zu können?
Dem Dreh gingen einige Recherchen voraus. Ich habe
Dokumentationen über deutsch-türkische Kommissare
in Deutschland gelesen und gesehen. Darauf folgte
die Charakterentwicklung in Zusammenarbeit mit
Angelina.
Wie würden Sie selbst das Verhältnis Ihrer Figur Attila
Aslan zu Kommissarin Charlotte Lindholm beschreiben?
Treffen da zwei große Egos aufeinander?
Ich würde das gern von Ihnen wissen. Die Charaktere zu
interpretieren ist des Zuschauers Vergnügen.
Und wie haben Sie sich mit Maria Furtwängler bei den
Dreharbeiten verstanden? Kannten Sie sich schon von
früherer Zusammenarbeit?
Es war eine tolle Arbeit. Sehr konzentriert und unsere
erste dazu.
Im ?Tatort? reden Sie Türkisch, wenn Kommissar Aslan
mit türkischen Landsleuten spricht. Sie sind in der Türkei
geboren, aber in Deutschland aufgewachsen. Haben Sie
erst eine, dann die andere Sprache gelernt?
Ich bin mit zwei Jahren nach Deutschland immigriert.An
meinem ersten Tag im Kindergarten muss ich genauso doof
geguckt haben wie meine Mitschüler. Dort hab ich den
?Zweikanalton? entdeckt.
Ihre Karriere begann mit einem Auftritt im ersten Film
des gefeierten deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akin,
im Gangsterfilm ?Kurz und Schmerzlos?, der mit dem
Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. War Ihnen klar, dass
dieser Film Ihnen eine spezielle Chance bot?
Auf den Gedanken bin ich gar nicht gekommen. Wir hatten
alle Hände voll zu tun.
Seitdem haben Sie in nahezu allen Filmen von Fatih Akin
mitgewirkt, auch in ?Gegen die Wand?, der 2004 bei der
Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.
Teilweise waren Sie Koproduzent von Akins Filmen.Was
kennzeichnet Ihr Verhältnis zu dem Hamburger Regisseur?
Warum bilden Sie beide ein derartiges Erfolgsgespann?
Das kann ich Ihnen gar nicht so erklären, womöglich
stimmt die Chemie zwischen uns.
In der ?Tatort?-Folge von Angelina Maccarone spielen
Vorurteile sowohl auf deutscher als auch auf deutschtürkischer
Seite eine wichtige Rolle. Ist es ein extremes
Vorurteil,wenn man nach dem Tod einer jungen deutschtürkischen
Frau wie Afife sofort an einen Ehrenmord
denkt?
Ich glaube bei Vorurteilen im Allgemeinen, dass man
dieser Kurzschlussreaktion der geistigen Einfalt mit Vielfalt
begegnen sollte. Bei der Inflation von Vorurteilen klingt
das fast schon wie eine Plattitüde.
Gelegentlich lassen Sie es auf der Leinwand oder auf den
Bildschirm auch krachen ? zuletzt etwa im türkischen Kinothriller
?Pars ? Operation Cherry?.Warum schlägt Ihr Herz
auch für Action-Filme?
Das liegt mit Sicherheit an meiner ausgewogenen
Ernährung.
NDR-Pressemappe
|