Frauen, diese Giftmischerinnen
Zum Jahresende sendet die ARD mehrere Folgen TATORT kurze Zeit hintereinander, in denen Giftmorde die männlichen Opfer dahinraffen lassen sollen. Die Täterinnen sind allesamt Frauen. Ein Zeichen? Immerhin sind bei diesen Folgen auch die verantwortlichen TATORT-Redakteure Frauen......
Schon die Volksseele weiß, dass Giftmorde besonders heimtückisch sind und schon deshalb bevorzugt von Frauen getätigt werden. Denn der "Mord von zarter Hand" ist einfach und ohne Kraftaufwand vom "schwachen Geschlecht" zu bewerkstelligen. Der Giftmord galt lange Zeit als ein Verbrechen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht entdeckt wird. Und er verschaffte der Frau Genugtuung, denn das meist männliche Opfer musste qualvoll leiden und so für Liebschaften, Fremdgehen oder Gewalt in der Ehe büssen. Ob das nur polemisch oder gar wissenschaftlich belegt ist - wir wollen es gar nicht wissen. Fakt ist: Im TATORT nimmt der Giftmord seit Oktober 2007 stetig zu; die Ursachen für die Sonntag-Abend-Toten sind vermehrt qualvolle Vergiftungen.
Täter: immer Frauen
So geschehen am 21.Oktober in Der Traum von der Au. Die Metzgerin Gerti hat einem Mann schön kontinuierlich Quecksilber ins Essen gemischt; am 25. November 2007 in Bevor es dunkel wird stirbt eine Frau an einem mit Kaliumzyanid, besser bekannt als Zyankali, getränkten Tampon qualvoll. Am 9. Dezember 2007 wird im neuen Berlin-TATORT Schleichendes Gift ein Ministeriumsbeamter mit destilliertem und damit flüssigem Nikotin im grünen Tee vergiftet; am 30. Dezember 2007 schließlich findet im TATORT Fettkiller ein Mann den Tod durch vergiftetes Nasenspray. Ungewöhnliche Gifte, ungewöhnliche Darreichungsformen. Es zeigt sich: die Täterinnen sind allesamt weiblich, die Opfer fast immer Männer.
Damit haben die für diese 4 Folgen verantwortliche TATORT-RedakteurINNEN - wen wunderts :-) - nicht nur das ausklingende Jahr kriminaltechnisch interessant und abwechslungsreich gestaltet und den sonstigen "Standard"-Mordarten Erschiessen, Erschlagen oder Erstechen eine klare Absage erteilt, nein: ist Mann bösartig, könnte man sogar eine Warnung an die männlichen TATORT-Macher darin sehen: legt Euch nicht mit uns an, kommt uns nicht zu nahe, wir bestimmen weiterhin die Geschehnisse...
Deutliche Mehrheit: Frauen an der TATORT-Front
Tatsächlich sind die meisten TATORT-Redakteure in den ARD-Anstalten weiblich und keineswegs Giftmischerinnen, sondern - sofern wir das beurteilen können - allesamt sehr freundlich und wohlgesonnen. Beim BR (Silvia Koller, Claudia Simonescu), SR (Inge Plettenberg), WDR (Andrea Hanke, Anke Krause, Katja De Bock), RBB (Josephine Schröder-Zebralla), NDR (Doris J. Heinze) und bei Radio Bremen (Annette Strelow) sind die verantwortlichen Redakteurinnen weiblich; im SWR (Melanie Wolber, Brigitte Dithard) und HR (Inge Fleckenstein, Liane Jessen) arbeiten neben den TATORT-Redakteurinnen auch vereinzelt männliche Kollegen (SWR:Ulrich Herrmann; HR: Jörg Himstedt). Die einzigen ARD-Anstalten mit derzeit ausschliesslich männlich besetzten TATORT-Redaktionen sind die des MDR (Sven Döbler) und des ORFs (Alexander Vedernjak).
Francois Werner
|