In der Bayern 2-Sendung "Nahaufnahme" äußert sich der TATORT-Regisseur Martin Enlen zum Arbeiten am Set und zu seinem Selbstverständnis als Regisseur.
"A gmahde Wiesn" ist der vierte BR-TATORT, den Martin Enlen gedreht hat - in Kürze kommt noch einer aus Frankfurt hinzu (Warte, bis es dunkel wird), Ausstrahlung 2 Monate nach der "gmahden Wiesn". Enlen steht als Regisseur für die stimmungsvollen TATORTe, sein Erstling "Das Glockenbachgeheimnis" hat Maßstäbe gesetzt, ist sicher kaum an Stimmung, an Atmosphäre zu überbieten. Detailiert inszeniert er einen Stadtteil, die Menschen dort und die Stimmungen. Auch hierzu schrieb Friedrich Ani das Drehbuch, so wie bei "A gmahde Wiesn".
Martin Enlen spricht in der Bayern 2-"Nahaufnahme" über die Stimmung eines Drehbuchs und damit über seinen Wunsch, dass der Autor sich mit dem fertigen Film wieder erkennt: "Ich versuche immer, dem, was der Autor
sich dabei gedacht hat, möglichst gerecht zu werden. Drehbuch-Autoren wissen, dass sich Sachen natürlich verändern, teilweise durch Notwendigkeiten, weil man manche Motive nicht so bekommt wie sie beschrieben wurden, manche Darsteller anders aussehen. Das weiß ein Autor. Aber er möchte, dass die Stimmung, die er in das Buch
hineingelegt hat, dass die sich wiederfindet ? und das möchte ich auch.
In eine Richtung bringen
Über seinen Beruf, sein Selbstverständnis sagt der in Frankfurt lebende Martin Enlen: "Ich glaube, Regie ist einer der vielschichtigsten Berufe, weil die anderen sind fachlich immer besser als ich. Jede Kostümbildnerin weiß
mehr über die Sache als ich, jeder Kameramann, jeder Tonmann usw. Ich habe mal ein Bild für mich gefunden, um zu erklären, was ich da eigentlich mache: Ich hab ein Stromkabel beschrieben und die ganzen feinen Drähte genommen, die alle voller Energie sind. Die würden alle in der Luft rumschwirren und dabei ihre Energie irgendwo hin stoßen. Und da kommt auf einmal der weiße Mantel und legt sich um die Energien herum und sorgt dafür, dass sie in einer Richtung
laufen. So sehe ich mich. Ich bin der, der die ganzen Energien am Set oder auch vorher schon mit dem Autor, Produzenten, Schauspieler usw bündele und in eine Richtung bringe."
Gefühl für den Zuschauer bewahren
Martin Enlen nimmt nicht jeden Auftrag an, wenn ein Drehbuch verfilmt werden soll. Er entscheidet sich aber gleich nach dem ersten Lesen dafür - oder eben dagegen. Enlen erläutert sein Vorgehen: " Ich versuche es beim ersten Lesen nicht als Regisseur zu lesen, sondern als Zuschauer. Da vermittelt sich ein Gefühl beim ersten Lesen was da an Spannung, an Lachen wie auch immer drin ist. Diese Gefühl muss ich mir bewahren, weil das ist das Gefühl, was der
Zuschauer später haben soll, wenn es den Film sieht. Wenn es dem Buch gelingt mit da zu Fesseln, dann ist es gut."
Francois Werner