Statement von Tonio Arango
?Eine spannende Figur, weil Image und sichtbares Verhalten so auseinanderklaffen?
Mächtig, zielstrebig, kaltschnäuzig und unberechenbar, so
lässt sich das Gefährliche an meiner Figur, dem Geschäftsmann
Alexander Radu, kurz auf den Punkt bringen. Er gerät
ins Visier der Ermittler, als ein Foto auftaucht, das ihn zusammen
mit dem Mordopfer, dem Enthüllungsjournalisten
Schulz, kurz vor dessen Tod zeigt.
Alexander Radu ist in Hamburg kein Unbekannter,immer
wieder wurde ihm vorgeworfen, zu den Drahtziehern der
organisierten Kriminalität zu gehören. In meinen Augen
wird hier deutlich, wie schnell jemand, der einmal in Verdacht
geraten ist, stigmatisiert wird. Radu selbst sieht sich
als Wohltäter der Stadt und begreift nicht,warum diese
Stadt so undankbar auf seine Wohltaten reagieren.
Für mich ist Radu deshalb eine spannende Figur,weil sein
Image und sein sichtbares Verhalten so auseinanderklaffen.
Von seinen dunklen Geschäften erfährt man nichts
Genaues, im Bild dagegen spiele ich Radu als höchst
sympathischen Mann, der zum Beispiel wie viele andere
zum Pferderennen geht.
Gegenüber Ursula Karven als Staatsanwältin Wilhelmi
verhält er sich äußerst zuvorkommend,er ist redegewandt,
gut angezogen und sehr galant. Ich habe also gar nicht versucht,
den zähnefletschenden Oberschurken zu spielen ?
gerade der Kontrast zwischen meinem Auftreten und den
Gerüchten und Geschichten, die über Radu kursieren,
erzeugt eine reizvolle Spannung.
Ursula Karven ist eine großartige Kollegin, die es sehr überzeugend
dargestellt hat, dass sich Frau Staatsanwältin
trotz ihrer Liaison mit Kommissar Casstorff sehr zu diesem
charmanten Alexander Radu hingezogen fühlt. Mir wiederum
liegt die Rolle des Gentleman und des Verführers. Im
Fernsehfilm ?Opernball? beispielsweise habe ich vor einigen
Jahren den charismatischen Anführer der Terrorgruppe
gespielt, die mit Giftgas Tausende von Ballgästen tötet.
Weitaus freundlicher als die Öffentlichkeit habe ich
übrigens meine Figur im ARD-Zweiteiler ?Die Flucht? empfunden.
Heinrich Graf von Gernstorff erschien vielen als
Sinnbild für Kadavergehorsam und sture Pflichterfüllung.
Ich habe ihn viel positiver gesehen.Vielleicht strahle ich
einfach eine gewisse Gebrochenheit aus ? bewusst als
Schurken angelegt habe ich Heinrich nicht.
Doch zurück zum ?Tatort?:Was meine Gentleman-Rolle
betrifft, muss ich noch ein großes Lob an den jungen
Hamburger Modemacher Oliver Kresse loswerden, der
mich für diesen ?Tatort? mit Hemden und Anzügen
ausgestattet hat. Diese Kleidung hat perfekt das Gefühl
von lässiger Souveränität unterstützt, das ich vermitteln
wollte.
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