Hubert Kramar im Interview
Ist Kriminalist für Sie ein reizvoller Beruf?
Hubert Kramar: Meine Neugier liegt woanders. Mich hat schon immer gestört, dass jeder von uns aufgrund der Erziehung den Kommissar in sich trägt, und dass man immer bewertet. Meine Rolle ist ja in Österreich eher eine Anti-Rolle, denn hier gelte ich als aufrührerischer Geist. Der sich gegen alle Institutionen wehrt und plötzlich selbst Chef einer solchen ist.
Sie haben in Harvard studiert?
Hubert Kramar: ?und zwar künstlerisches Management in einem postgraduate Studium. Es ist besser, nicht über Intendanten zu schimpfen, sondern einer zu werden. Das habe ich dort bei tollen Professoren gelernt, die im Leben stehen. Später habe ich dann in Österreich ein Institut mit aufgebaut, das inzwischen zur Hochschule geworden ist. Heute leite ich das 3raum-anatomietheater in Wien und weiß, wie wichtig Netzwerke sind.
?und 1994 das 1.Wiener Speisetheater gegründet - was war der Grund dafür?
Hubert Kramar: Theater funktioniert über die Sinnlichkeit und ich bin ein lukullischer, shakespearischer Theatermensch. Dieses Konzept war sofort erfolgreich und viele andere wie der berühmte Koch Eckart Witzigmann haben es aufgegriffen. Ich weiß nicht, ob ich der Erste war. Mir hat es gefallen, in einem Wirthaus bei Bratenduft zu spielen. Ich habe auch ein Theater in eine Art Cafehaus umgebaut, wo ich zurzeit in einer Erfolgskomödie spiele. Ich glaube, dass es schon bei Shakespeare so war, dass die Menschen im Theater gezecht, getrunken und sich gefreut haben. Ich bin ein experimenteller Mensch und spiele jetzt gleichzeitig im Theater Hitler, Christus und den alten Mozart in Rollstuhl.
Woher nehmen Sie die Kraft für diese Aktionen?
Hubert Kramar: Ich habe unter anderem Sterbehilfe gemacht, also alte, kranke Menschen begleitet. Und ich arbeite mit Randgruppen, die von der Gesellschaft geächtet werden. Man bekommt durch die Dankbarkeit und Freude der Menschen sehr viel Energie zurück?
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