"Nicht der dunkle Park ist der gefährlichste Ort..."
Die Ludwigshafener Kommissare Odenthal und Kopper müssen Fassaden einreißen, um die Wahrheit ans Licht zu holen
Bei der letzten Rast auf ihrer Tour nach Hause werden zwei Fernfahrer von maskierten Gangstern überfallen und ihr Lastzug mit 500 Flachbildfernsehern geraubt. Einer der Fahrer, Michael Reichelt, wird brutal erschlagen, der andere, Firmeninhaber Holger Lindner, am Kopf verletzt.
Unstimmigkeiten
Aber so klar, wie der Fall zunächst scheint, ist er dann doch nicht: Odenthal und Kopper entdecken schnell, dass es in Lindners Speditionsfirma, die nach seinem verstorbenen Schwiegervater immer noch "Willi Wieland" heißt, große Probleme gibt - finanzielle Engpässe, die zu einem Insolvenzantrag führten. Auch familiär scheint es bei den Lindners Unstimmigkeiten zu geben. So gesehen ist Lindners Schilderung des Tathergangs zumindest fraglich, eine Selbstinszenierung nicht ausgeschlossen. Selbst als der leere LKW und später auch ein Teil der Beute gefunden werden, zerstreut das nicht die Zweifel. Auch andere Personen geraten ins Visier der Ermittler, wie der Fahrer Thiele oder Lindners Schwager Benny, die beide Motive hätten und auch etwas zu verbergen scheinen.
Ein weiterer Mord
Als schließlich Holger Lindner in seinem Haus ermordet wird, merkt Odenthal endlich, dass hinter dieser Fassade aus mehr oder weniger klaren Fakten noch eine ganz andere Realität liegt, die dunkle Seite einer familiären Gemeinschaft, die kein Außenstehender zu sehen bekommen soll und die sich doch mit Macht in den Vordergrund drängt - trotz aller Lügen und Vertuschungsversuche der Beteiligten. Die Familie von Lindners Witwe Anna hat ein Geheimnis, dessen Bewahrung auch einen Mord wert zu sein scheint...
Ratlosigkeit
Odenthal und Kopper agieren oft seltsam ratlos, teilweise auch gereizt, bei der Aufklärung dieses Falles und haben offenbar nicht mit Ergebnissen von einer derartigen Tragweite gerechnet. Kopper ist ohnehin mehr mit der Rettung der Ehe seines Kollegen Becker beschäftigt (dies als "comic relief" in einem ansonsten todernsten Film) und verlässt sich ganz auf die weibliche Intuition seiner Chefin. Diese Instinkte sind auch dringend vonnöten, muss sie sich doch mit Problemen befassen, die ihm eher fernliegen. Außerdem würde man einen wie Kopper, und sei er auch Polizist, wohl nicht ins Frauenhaus einlassen, wohin die Ermittlungen Odenthal schließlich führen. Dort bekommt sie einen entscheidenden Hinweis von der Leiterin: "Nicht der dunkle Park ist der gefährlichste Ort - die Familie! Das eigene Zuhause..."
Die Kommissarin bedankt sich artig.
Starke Frauen, schwache Fakten
Neben Ulrike Folkerts sind hier auch die anderen Frauenrollen von besonderem Gewicht: Jeanette Hain als Anna Lindner und Lisa Kreuzer als Maria Wieland tragen den Film fast allein - die Männer sind hauptsächlich Stichwortgeber oder Verdächtige und Kriminelle. Einigen Fakten und Schlüssen mangelt es etwas an Plausibilität, sodass der Zuschauer schon einige Gedankensprünge machen muss, um dem Plot folgen zu können. Das Resultat ist daher für Odenthal-Verhältnisse eher durchschnittlich.
Björn Rosche
|