Borowskis Tochter in "Das Ende des Schweigens"
Liebgewonnenes Farbtupferl
Bei der Film-Tochter von Kommissar Borowski ist es nicht so wie bei der Film-Tochter von Inga Lürsen: sie ist nicht jedes Mal dabei. Im vorletzten TATORT "Mann über Bord" wurde die Rolle vor den Dreharbeiten sogar kurzfristig aus dem Drehbuch verbannt, in "Das Ende des Schweigens" ist sie dabei und kann wieder ihren Vater provozieren.
Der deutlichste Unterschied zwischen Carla Borowski und Helen Reinders, Tochter von Inga Lürsen, ist: sie nervt nicht so.....Ganz im Gegenteil: Carla Borowski ist mittlerweile ein liebgewonnenes Farbtupferl in den Kiel-TATORTen, die sie nicht jedes Mal ansteuert. In "Das Ende des Schweigens" besucht sie ihn und wohnt wieder bei ihm. Es wird deutlich, dass die beiden sich immer ähnlicher werden.
Vater und Tochter in STIRB UND WERDE. Bild:NDR |
Sie hat durchaus liebenswerte Seiten und zeigt diese auch: Ihrem knurrigen Vater schenkt sie in "Das Ende des Schweigens" einen Wecker, der auf Sprache reagiert. Das interessiert ihn natürlich eher weniger, er bleibt wortkarg und bedient den Wecker doch lieber mit seinen Fingern. Und Carla bockt auch mal rum, bringt ihren Vater gegen sich auf: ihm passt es nicht, dass sie Freundinnen unangekündigt in seiner Wohnung übernachten lässt (und das Bad blockieren).
Borowski ist jedoch nicht unglücklich über Carlas Anwesenheit, macht ihr sogar liebvoll ein Spiegelei, welches er gekonnt mit Tomaten und Gurken zu einem erst freundlichen, dann unglücklichen Gesicht garniert, während sie im Zimmer lieber Rap hört oder mit Freundinnen telefoniert. Auch mit Frieda Jung, der Psychologin, spricht er über sie, über Kinder. Borowski spürt, dass die Lücke zwischen Vater und Tochter immer größer wird, je älter seine Tochter wird, die sonst bei der Mutter lebt: das wird im Film gut sichtbar, als er die eingeschlafene Tochter vom Sofa nicht mehr einfach so ins Bett tragen kann, sie ist älter geworden - und schwerer. Und Frieda Jung stellt kurz und bündig fest: "Irgendwann gehören sie einem nicht mehr".
In "Das Ende des Schweigens" war Tochter Carla als Gegenpart zu der Rolle von Maxie Rohwedder angelegt, weswegen die Anwesenheit dramaturgisch wichtig war für diesen TATORT, so Regisseur Buddy Giovinazzo. Im Vorgänger-TATORT "Mann über Bord" war ihre Anwesenheit auch geplant. Bis kurz vor Drehstart war sie es, die ihren Vater auf das große Schiff von Schweden aus begleiten sollte. Als sie aus dem Urlaub zurückkehrten, gerät der Kommissar in seinen neuen Mordfall.
Das Drehbuch von Dorothee Schön war aber durch die Einbindung von Carla zu lang geraten und beinhielt auch eine Geschichte, die in der nächsten Folge hätte weitererzählt werden müssen: Kurz vor dem Start der Dreharbeiten merkte man durch die Stoppzeiten der einzelnen Szenen, dass es zu lang werden würde - und strich die Tochter so aus dem Buch, was Zuschauer aus Fankreisen schnell merkten, war doch Carla bei diesem TATORT mit angekündigt. Ersetzt wurde Carla in dem Film von einem (mit)angelnden Freund Borowskis, der nur in wenigen Szenen auftauchte und den Film so gut unter 90 Minuten hielt.
Francois Werner
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