Letztlich zeichnete der Darsteller des Palu für das Drehbuch verantwortlich, und er legte dem Kommissar Worte in den Mund, die jenseits von Gut und Böse sind. In kürzester Zeit soll dieses Drehbuch entstanden sein, doch selbst als Rohfassung betrachtet kann
kein gutes Haar an diesem Unsinn gelassen werden. Es stellte und
stellt sich die Frage, ob es überhaupt erlaubt sein kann, einen Krimi zu senden, der nichts anderes ist als ein Rachefeldzug eines tief gekränkten Mannes? Jochen Senf hat selbst zugegeben, dass es seine Intention war, Palu einen Fall zuzuschreiben, der einzig seine eigene Befindlichkeit und die entstandenen Zerwürfnisse reflektierte.
Eine Szene sorgt vorab für Wirbel
Für die Schauspieler muss es ein Horror gewesen sein, Rollen zu verkörpern, die überhaupt keine Anforderungen an sie stellten. Vorab wurde in einem einschlägigen Medium berichtet, dieser letzte Palu-Fall enthielte eine furchtbare Szene, die den Missbrauch einer jungen Frau zeige. Somit mochte es einige Zaungäste geben, welche genau auf diese Szene warteten, und letztlich wahrscheinlich enttäuscht waren, weil die Sache nicht ganz so extrem war, wie gemunkelt wurde. Eine Frau (verkörpert von Annett Renneberg ) wird als Sexspielzeug ihres Adoptivvaters benutzt. Übrigens die wohl erbärmlichste Rolle, die Alexander Held je in seinem Leben gespielt haben wird.
Kein versöhnliches Ende
Der Mord an einer Charity-Lady, und die paar Verdächtigen sind
nur der Aufhänger für das vorhersehbare Ende der Ära Palu. Jochen Senf hat durch diese persönliche Stellungnahme (anders kann dieser ?Krimi? kaum interpretiert werden) die Chance verspielt, positive Erinnerungen an die Figur Palu zu bündeln. Wer dermaßen abgeht,
hat jegliche gewonnene Sympathie verspielt. Vielleicht geht es nicht jedem Zuschauer so, aber ich für meinen Teil habe mich nicht nur über einen grauenhaften Fall geärgert, wie er in der ?Tatort?-Geschichte hoffentlich einzigartig bleiben wird, sondern ebenso darüber, dass ein Schauspieler seinen Groll ausgerechnet in einen Fall einfließen lässt,
der als Spielfläche dessen unfreiwilligen Rücktrittes anzusehen ist. Jochen Senf hätte über die Situation erhaben sein sollen. Dann wäre womöglich sogar ein versöhnliches Ende mit Palu zustande gekommen.