Herbert Thiel hat erst nach dem Tod seiner Ex-Frau, dreißig Jahre nach der Trennung, wieder den Kontakt zu seinem Sohn Frank gesucht, der damals als Jugendlicher mit seiner Mutter nach Hamburg gezogen war. Dass sein Sohn bei der Polizei gelandet ist, versteht der Spät-68er gar nicht, feste Ordnungen sind ihm sowieso suspekt - und spießig obendrein. Seinen eigenen Lebensentwurf hält er für das Gegenteil des katholischen Provinzialismus, den er in Münster zu erleben meint.
Er fährt Taxi, hat ein ausgesprochenes Händchen für attraktive Touren, aber das ist nur ein Nebenjob für ihn. Herbert Thiel ist ständig in Geldnöten und da sein Sohn sich ausgesprochen selten und ungern anpumpen lässt, das Glück bei Pferdewetten nicht oft auf seiner Seite weilt; seine Rente nicht besonders groß ist, verdient er sich halt mit Nebengeschäften ein kleines Zubrot. Auf dem herunter gekommen Bauernhof, den er bewohnt züchtet er Hanf und verkauft das Marihuana "mit Frischegarantie". Zweifelsohne eine interessante Marktlücke, mit der er sein Einkommen aufbessert, selbst aber auch ein guter eigener Kunde ist.
Mit seinem Sohn verbringt er manchmal Zeit beim Angeln, aber dass "Fränkie" dann mit den Augen rollt, wenn er sich einen Joint dreht, oder dass der Junior oft ziemlich vorwurfsvoll "Vaddern!" sagt, ihm hat das schon manches Mal den Spaß an der Gemeinschaft ziemlich verleidet. (Text: Achim Neubauer)