Kriminalhauptkommissar Thorsten Lannert ist aus Hamburg an den Neckar gekommen. Er hatte in der Freien und Hansestadt vier Jahre, ? doppelt so lange wie üblich - mit dem Tarnnamen 'Chris Gabriel' versehen, als Verdeckter Ermittler, gearbeitet. Seine Legende war dann aufgeflogen, seine Frau Susanne und die Tochter Lilli starben, er selbst wurde durch einen Brustschuss schwer verletzt. Lannert trägt schwer an diesem Verlust, hat sich aber fest vorgenommen, nicht aufzugeben und nimmt entschlossen sein Leben in die Hand. Einen Halt findet er im christlichen Glauben, hat eine Bibel bei sich, zitiert daraus, lobt bei der Beerdigung den Pfarrer für seine Andacht. Der Kommissar spricht von seiner eigenen Hoffnung, dem was ihm Kraft gibt, wenn er sagt: "Drei Dinge überleben den Tod: Mut, Erinnerung und Liebe."
Es ist ein neues, ein zweites Leben, das er nun in Stuttgart beginnt. Seine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus liegt im Heusteigviertel im Süden der Innenstadt. Er hat eine recht große Schallplattensammlung, aber meistens versucht er abends zu Hause einfach nur zur Ruhe zu kommen. Gerne hat er es, wenn seine junge Nachbarin Lona Wegener bei ihm ist. Die beiden fühlen sich schon zueinander hingezogen, erkennen aber auch ganz klar, dass der große Altersunterschied einer Beziehung im Wege steht. Lannert ist Anfang der 1960er Jahre geboren und mithin gut zwei Jahrzehnte älter als die Lehramtsstudentin. Aber gemeinsam joggen sie, gehen zu Konzerten und beim Aufbau von Möbelstücken hilft der Kriminale auch ? wenn es denn der Dienst zulässt.
In der Stuttgarter Mordkommission agiert er zurückhaltend, aber das ist sowieso seine Art. Er hat es überhaupt nicht nötig, sich zu profilieren oder wichtig zu machen. Beim Schießtraining trifft er ohne große Konzentration sechs Mal in die Zehn, ist routiniert und lebt wesentlich auch von seiner Erfahrung, seinem Bauchgefühl; ein Instinktmensch. Er kann er schweigen und die Stille aushalten, wenn er Todesnachrichten überbringen muss. Einfühlsam und liebevoll sorgt er sich nicht nur um Hinterbliebene und Kinder. Sebastian Bootz, sein Kollege, schätzt diese besonderen Gaben seines Partners. Manches Mal verbringen sie sogar die Freizeit zusammen: Mit Bootz' Frau und den Kinder; Lona ist dann auch noch dabei.
Die anderen Kollegen tun sich erst ein bisschen schwer mit ihm; Kriminaltechnikerin Banovic nennt ihn einen "Fischkopp". Sie verstehen und erfahren erst nach und nach, was den Neu-Stuttgarter belastet, nehmen ihn auf und erklären ihm schwäbische Besonderheiten, z.B. der "Rhein heißt hier Neckar" und schenken ihm zum Geburtstag ein kleines Boot, das vorher Dr. Vogt besessen hatte. Sie haben es zusammen abgeschliffen, neu gestrichen und hergerichtet und dabei hatte sogar Staatsanwältin Álvarez mitgeholfen.
Lannert ist eigentlich ein lebenslustiger Mann. Er kennt sich gut mit Autos aus, schwärmt vom Jaguar E-Type und dem Volvo Schneewittchensarg, fährt selbst einen braunen 1974er Porsche 911 Targa. Meistens blickt er nicht zurück in sein erstes Leben; aber er weiß schon, dass die Trauer harte Arbeit ist, dass er immer wieder neu lernen muss "mit dem Verlust zu leben." (Text: Achim Neubauer)