Kriminaloberkommissarin Marianne Buchmüller ist Leiterin der Mainzer Mordkommission; eine Konstellation, an die sich Kollegen wie polizeiliches Gegenüber noch nicht so richtig gewöhnt haben. Manche fremdeln mit ihr, die sich allerdings in der vermeintlichen Männerdomäne ohne Probleme behaupten kann; ihre Kompetenz wird nie angezweifelt.
Marianne Buchmüller ist Anfang 40 und ledig, hat aber mit Peter, der in Frankfurt wohnt, einen festen Partner; ihr Vater lebt in Trier. Gegen zu viel Nähe wehrt sie sich, genießt die gemeinsame Zeit mit ihrem Freund, priorisiert aber ganz eindeutig ihren Beruf. Wenn das Telefon klingelt - selbst an einem freien Tag - dann verzichtet sie auch schon mal auf's Frühstück. Glücklicherweise hat sie ein Telefon mit langem Anschlusskabel. So kann sie den Hörer am Ohr behalten, lässt sich informieren, während sie kurz ins Bad geht, um sich noch schnell ihre rotbraune Mähne zu frisieren, denn das ist klar: Ungekämmt geht die Kommissarin nicht auf die Straße!
Eine attraktive Frau ist sie, die sich auch schon mal auf der Straße nach Männern umdreht. Sie legt Wert auf ihr Äußeres, benutzt nur selten ihre Lesebrille, hat einen Hang zu modischen Extravaganzen, kauft sich auch mal spontan einen Hut (wenn der Preis stimmt) oder trägt eine Baskenmütze. Oft hat sie ein Kleid an, häufig mit schickem Halstuch oder einen Rock, ohne jedoch althergebrachte Frauenklischees zu bedienen. Wenn sie im Büro Kaffee kocht und ihn umgerührt serviert, dann hat das einfach etwas Selbstverständliches. Staubsaugen, Bügeln, Einkaufen; es gehört zu ihrem Leben dazu, ist keine Vorstufe zum einer Existenz als Hausfrau. Ganz in Gegenteil: Manchmal führt sie der Besuch beim Friseur sogar weiter bei der Lösung ihres Falls.
Dem steht überhaupt nicht entgegen, dass überall in ihrer Wohnung Porzellanpüppchen stehen. Als ihr Freund vermutet, dass sich damit ein weibliches Bedürfnis nach Schutz und Behütetsein abbilde, das sogar Motiv gewesen sei, in den Polizeidienst zu treten, da widerspricht sie ihm. Sie entgegnet, dass die Migräneattacken, die sie als junges Mädchen gehabt habe, Motivation für einen Beruf gewesen seien, bei dem sie geglaubt habe, oft an der frischen Luft zu sein.
Marianne Buchmüller ist eine gute Zuhörerin, Gewalt wendet sie gar nicht an; ob sie überhaupt eine Dienstwaffe hat, bleibt fraglich. Trotzdem ermittelt sie stets souverän, hat die volle Rückendeckung ihres Vorgesetzten und pflegt ein ungezwungenes Verhältnis zu ihren Assistenten Georg Mewes und Lamm. Während Mewes, der manchmal einen ganz breiten südhessischen Akzent spricht und ein Freund des Karneval ist, diese Situation nicht ausdrücklich thematisiert, hat speziell Lamm denn allerdings doch so seine Probleme damit hat, dass er einer Frau untergeordnet ist.
Ein traditionelles Frauenbild bedient Marianne Buchmüller sicher nicht, aber in ihren Überlegungen schließen sich dennoch Beruf und Familie gleichzeitig aus und sie bleibt mit ihrem Lebensentwurf letztlich doch wieder alten Rollenvorstellungen verhaftet. (Text: Achim Neubauer)