Kriminalhauptkommissar Ernst Roiter hatte - nach einem Studium in Berlin - lange Zeit in der Frankfurter Mordkommission gearbeitet, bevor er nun an die Spree in die völlig veränderte Hauptstadt zurückgekommen ist. Roiter ist in Spandau geboren und hat eine fast erwachsene Tochter, Caroline, die zunächst noch bei seiner geschiedenen Frau in Bad Homburg wohnte und neben der Schule bei einer Foodstylistin aushalf, später aber als Journalistin ebenfalls in Berlin lebt. Sie schenkt ihm eine Birkenfeige, die er prompt vertrocknen lässt, besucht ihren Vater an seinem Geburtstag, bereitet ein Picknick vor - um festzustellen, dass ihn eigentlich doch nur seine Arbeit interessiert.
Ernst Roiter ist Anfang 50, leicht kurzsichtig, und durch eine Erbschaft finanziell so unabhängig geworden, dass er seinen kostspieligen Hobbies und Vorlieben nachgehen kann, So besitzt er eine umfangreiche Sammlung von historischen Motorrädern, die er privat gerne fährt und auch selbst repariert, geht oft exquisit essen, lädt dazu häufig die Frauen ein, die er beruflich kennen lernt. Manchmal bekocht er die auch zu Hause, landet schnell mit ihnen im Bett und erkennt oft viel zu spät, dass diese Affären ihm den Blick auf seine Ermittlungen trüben.
Ob der Leiter der 5. Mordkommission ein guter Kriminalist ist, bleibt fraglich. Zu oft verrennt er sich, geht seine eigenen Wege - meistens ohne Rücksprache mit seinem Kollegen Michael Zorowski, den er als Assistenten geringschätzt und nicht wirklich ernst nimmt. Schnell wird er laut, schreit "Zorro" an und ruft ihn zurück, selbst wenn er im Einzelfall insgeheim ahnt, dass der sich auf der richtigen Spur befindet. Nur selten lässt er seinen Kollegen an das Steuer des Dienstwagens, erst ein Citroen DX, später ein silberner Audi A4 B5 avant Kombi, meistens fährt er selbst und zwar ziemlich rasant.
Besonders sportlich ist der stets ausnehmend gut gekleidete Gelegenheitsraucher nicht. Er versucht zu segeln - und kentert ständig; er geht auf eine Eisfläche - und bricht sich prompt das Bein; Verfolgungsjagden lässt er Zorowski erledigen, auch beim Flippern muss er ihm den Vortritt lassen.
Kulturell interessiert ist der französisch sprechende Katholik; zitiert Enzensberger und kennt sich auch in der russischen Literatur aus, geht - auch allein - zum Theater oder in Begleitung ins Kino um sich dort wieder mal den Kultfilm "Die Legende von Paul und Paula" (DDR 1972) anzusehen.
Häufig zieht er um, Umzugskisten stehen in den Wohnungen, er kommt nicht so recht dazu, auszupacken, richtig heimisch ist er in Berlin noch nicht geworden. Ob das überhaupt mal so werden kann, ist fraglich; zu unstet ist sein Lebenswandel. Ziellos versucht er sein Leben zu ordnen, scheitert daran und seine persönliche Zufriedenheit wird nicht größer. (Text: Achim Neubauer)